Im Jahr 2025 sind Rechenzentren zu einer der wichtigsten Wachstumsquellen auf dem europäischen Immobilienmarkt geworden. Die steigende Nachfrage nach digitaler Infrastruktur, das Wachstum von Cloud-Diensten und der Aufstieg der Künstlichen Intelligenz (KI) haben Rechenzentren in den Fokus von Investoren, Entwicklern und Stadtplanern gerückt.
Warum Rechenzentren stark gefragt sind
Mehrere Faktoren treiben den Sektor voran:
- Rasant steigender Internetverkehr (z. B. 4K-Video, Streaming)
- Massenhafte Einführung von KI-Anwendungen
- Migration betrieblicher IT-Systeme in die Cloud
- EU-Datenschutzbestimmungen (z. B. DSGVO) mit Vorgaben zur lokalen Datenspeicherung
Unternehmen aus allen Branchen – Finanzen, Gesundheitswesen, Industrie, Handel – ziehen es vor, ihre Daten in zertifizierten und sicheren Rechenzentren zu speichern, statt eigene Serverräume zu betreiben.
Führende Standorte in Europa
Stadt | Baukosten (€/m²) | Miete (€/m²/Jahr) | Auslastung |
---|---|---|---|
Frankfurt | 8.800 € | 320 € | 96 % |
London | 9.300 € | 350 € | 94 % |
Amsterdam | 8.200 € | 300 € | 91 % |
Paris | 8.600 € | 310 € | 89 % |
Warschau | 6.400 € | 230 € | 82 % |
Dublin | 7.200 € | 260 € | 84 % |
Während Westeuropa weiterhin den Markt dominiert, gewinnen osteuropäische Städte wie Warschau, Budapest und Bukarest aufgrund günstiger Kostenstrukturen und staatlicher Förderungen an Bedeutung.
Rendite und Investitionspotenzial
Rechenzentren bieten stabile, langfristige Einnahmen und hohe Auslastung. Die durchschnittlichen Nettoanfangsrenditen 2025:
- 4,0–4,5 % in London und Frankfurt
- 4,5–5,0 % in Amsterdam und Paris
- 5,5–6,2 % in Warschau, Prag, Budapest
Beispiel: Ein vollständig vermieteter Hyperscale-Rechenzentrumscampus bei London wurde Anfang 2025 für 275 Mio. € verkauft – mit einer Rendite von 4,1 %. Der Standort umfasst 30.000 m² und 40 MW Leistung.
Technische Anforderungen
Ein moderner Rechenzentrumsstandort benötigt:
- Stromkapazitäten von 10–100 MW
- Glasfaseranbindung mit redundanten Leitungen
- Hochleistungsfähige Kühlung (Wasser- oder Flüssigkeitsbasiert)
- Tier-III- oder Tier-IV-Zertifizierung
- Grundstücke ab 1 Hektar in Industrie- oder Randlagen
ESG und Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist 2025 ein zentrales Entscheidungskriterium. Mehr als 60 % aller Neubauten sind zertifiziert:
- BREEAM Excellent oder LEED Gold
- Nutzung erneuerbarer Energien
- Geschlossene Wasserkühlkreisläufe
- Kompensation des CO₂-Fußabdrucks
Ein Vorreiter ist Googles neuer Standort in den Niederlanden: CO₂-neutral dank Solarenergie, wasserstoffbasierter Kühlung und Abwärmenutzung für lokale Wohngebiete.
Entwicklungsmodelle
Build-to-Suit
Individuell geplante Anlagen für Hyperscaler wie AWS, Azure oder Google – langfristige Verträge und große Flächen
Colocation
Multimandantenlösungen für Banken, E-Commerce und SaaS-Anbieter
Edge-Rechenzentren
Kleine, dezentrale Einrichtungen in Nähe der Nutzer – ideal für Industrie 4.0, IoT und autonome Fahrzeuge
Wichtige Projekte 2025
- Equinix Frankfurt Digital Campus – 450 Mio. €, 40.000 m²
- AWS Madrid Zone – 600 Mio. €, drei Hyperscale-Center
- Atman Warschau II – 170 Mio. €, 18 MW Leistung
- Telehouse Paris Nord – erstes CO₂-neutrales Rechenzentrum Frankreichs
Herausforderungen
Trotz starkem Marktwachstum gibt es strukturelle Hürden:
- Mangel an ausgebildeten Technikern und Ingenieuren
- Stromknappheit in Ballungsräumen
- Lange Genehmigungsphasen
- Volatile Energiepreise und wachsender ESG-Druck
Einige Länder reagieren mit beschleunigten Verfahren, Sonderzonen und Investitionsförderungen.
Ausblick bis 2027
Branchenanalysten erwarten bis 2027 ein Wachstum der Rechenzentrumskapazität in Europa um über 40 %. Besonders in Mittel- und Osteuropa wird stark investiert – dank günstiger Standortfaktoren und wachsender Netzwerkinfrastruktur.
Künftig stehen Edge-Rechenzentren, KI-optimierte Anlagen und „grüne“ Technologien im Fokus von Projektentwicklern und institutionellen Anlegern.
Fazit
Im Jahr 2025 sind Rechenzentren zu einer tragenden Säule der digitalen Infrastruktur Europas geworden. Sie vereinen stabile Erträge, langfristige Nachfrage und hohe technologische Relevanz. Damit zählen sie zu den wichtigsten Wachstumstreibern des europäischen Immobilienmarkts.