Henry Boot hat einen entscheidenden strategischen Schritt unternommen, indem das Unternehmen seine Bausparte im Rahmen eines Management-Buyouts (MBO) im Wert von 4 Millionen Pfund (4,6 Millionen Euro) verkauft hat. Dieser Schritt, der den Personalbestand um etwa 21 % reduzieren wird, soll es ermöglichen, sich stärker auf margenstärkere Bereiche wie Landentwicklung, Projektentwicklung und hochwertigen Wohnungsbau zu konzentrieren. Der Verkauf von Henry Boot Construction (HBC) an ein neues Unternehmen, das von der bestehenden Geschäftsführung gegründet wurde, soll bis Ende 2025 abgeschlossen sein.
4-Millionen-Pfund-Deal signalisiert strategische Neuausrichtung
Das MBO mit einem Wert von 4 Millionen Pfund (4,6 Millionen Euro) wird durch eine fünfjährige Verkäuferdarlehensnote finanziert, die Henry Boot zu einem Zinssatz von 2,1 % über dem Leitzins der Bank of England ausgibt. Zusätzliche Zahlungen können erfolgen, wenn das nun unabhängige HBC seine Gewinnziele übertrifft. Die Vereinbarung beinhaltet außerdem eine gewinnabhängige Beteiligung, falls das Unternehmen in den nächsten fünf Jahren eine Nettomarge von über 3 % erzielt.
Unter der neuen Eigentümerstruktur wird das Unternehmen in HBC Construction Group umbenannt und weiterhin von seinem aktuellen Managementteam geleitet. Henry Boot wird während der Übergangsphase Unterstützung leisten und zwei Vorstandsmitglieder ernennen, bis das Darlehen zurückgezahlt ist, um eine kontinuierliche Aufsicht zu gewährleisten.
Warum Henry Boot das Contracting-Geschäft aufgibt
Der Verkauf ist Teil einer umfassenderen strategischen Neuausrichtung, die darauf abzielt, Ressourcen auf profitablere und skalierbare Geschäftsfelder zu konzentrieren. Obwohl HBC im Jahr 2024 einen Umsatz von 49,7 Millionen Pfund (57,3 Millionen Euro) erzielte, verzeichnete das Unternehmen einen operativen Verlust von 2,7 Millionen Pfund (3,1 Millionen Euro) – ein Beleg für die Herausforderungen im margenschwachen Contracting-Geschäft. Für 2025 wird ein Ergebnis auf Break-even-Niveau erwartet, wobei 94 % des Auftragsbestands bereits gesichert sind.
Mit dem Ausstieg aus dem Contracting will Henry Boot sein Risikoprofil reduzieren, die Rentabilität steigern und Kapital für wachstumsstärkere Bereiche freisetzen, darunter Hallam Land Management, HBD (Henry Boot Developments) und Stonebridge Homes.
„Der Verkauf von HBC ermöglicht es Henry Boot, sich gezielter auf hochwertige Grundstücke, erstklassige Projektentwicklungen und Premium-Wohnungen zu konzentrieren. HBC verfügt über eine stolze Geschichte und ein starkes Team, und wir wünschen ihnen viel Erfolg in der nächsten Phase ihrer Entwicklung“,
— Tim Roberts, CEO, Henry Boot
Geschäftsführung zuversichtlich in eine unabhängige Zukunft
Das MBO wird von Geschäftsführer Lee Powell, Finanzdirektor James Smith und kaufmännischem Direktor Chris Weathers geleitet, die eine umfassende Restrukturierung des Unternehmens vorangetrieben haben. Unter ihrer Führung plant HBC, sein Projektportfolio auszubauen, Kundenbeziehungen zu stärken und eine flexiblere Position im Baumarkt zu erreichen.
„Diese Transaktion markiert ein spannendes neues Kapitel für alle bei HBC. Die Unabhängigkeit gibt uns die Freiheit, unser Wachstum nach unseren eigenen Vorstellungen zu gestalten und gleichzeitig unseren Fokus auf Qualität und Kundenzufriedenheit beizubehalten“,
— Lee Powell, Geschäftsführer, HBC Construction Group
Struktur des Deals und Aufsicht
- Transaktionswert: 4 Millionen Pfund (4,6 Millionen Euro), finanziert über ein Verkäuferdarlehen
- Zinskonditionen: 2,1 % über dem Leitzins der Bank of England
- Zusätzliche Bedingungen: Gewinnbeteiligungsklausel bei Nettomarge über 3 %
- Aufsicht: Henry Boot behält bis zur Rückzahlung des Darlehens einen Sitz im Vorstand
- Fälligkeit des Darlehens: Erwartet bis 2030
- Abschluss: Erwartet bis 4. Quartal 2025
Strategischer Kurswechsel für die Zukunft
Der Ausstieg markiert eine klare Entscheidung von Henry Boot, ein zyklisches, margenschwaches Geschäft hinter sich zu lassen und sich auf kapitaleffizientere und renditestärkere Geschäftsbereiche zu konzentrieren. Analysten sehen diesen Schritt als klassische „De-Risking“-Strategie, die mittelfristig höhere Renditen für die Aktionäre liefern dürfte.
Mit einer schlankeren Struktur, klarerem Fokus und einer stärkeren Projektpipeline positioniert sich Henry Boot, um von der strukturellen Nachfrage nach Wohnraum, Gewerbeentwicklung und strategischem Land in Großbritannien zu profitieren – während das Unternehmen durch Verkäuferfinanzierung und erfolgsabhängige Zahlungen weiterhin wirtschaftlich am Potenzial von HBC partizipiert.
Diese strategische Neuausrichtung spiegelt einen breiteren Trend auf dem britischen Baumarkt wider. Unternehmen wie Galliford Try und Balfour Beatty haben in den letzten Jahren ebenfalls ihre margenschwachen Contracting-Aktivitäten reduziert oder ganz aufgegeben, um kapitalstärkere Geschäftsbereiche zu priorisieren und ihre Rentabilität zu verbessern.
Abschließende Einschätzung
Der Verkauf der Bausparte durch Henry Boot für 4 Millionen Pfund (4,6 Millionen Euro) ist mehr als nur eine Veräußerung – es ist eine strategische Weiterentwicklung. Durch den Ausstieg aus einem volatilen Geschäftsfeld und die Fokussierung auf wachstumsstarke Bereiche baut das Unternehmen eine fokussiertere, widerstandsfähigere und profitablere Plattform für die Zukunft auf. Für HBC bedeutet die Unabhängigkeit Agilität, neue Chancen und die Möglichkeit, unter einer erfahrenen Führung erfolgreich zu wachsen, die bereits den Großteil des Auftragsvolumens für 2025 gesichert hat.