Das Vereinigte Königreich hat seine Führungsrolle als wichtigste Destination für grenzüberschreitende Immobilieninvestitionen in Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) bestätigt, so der neueste Bericht Global Capital Flows H1 2025 von Colliers. Londons Bürosektor steht erneut im Zentrum der Investorenaktivität und hilft Großbritannien dabei, mehr internationales Kapital anzuziehen als jedes andere Land der Region.
Großbritannien an der Spitze der EMEA
Daten von Colliers zeigen, dass das Vereinigte Königreich rund 20,9 Milliarden US-Dollar (≈19,2 Milliarden Euro) an grenzüberschreitenden Zuflüssen in den zwölf Monaten bis Mitte 2025 angezogen hat — das höchste Volumen in der EMEA-Region. Deutschland folgte mit 15 Milliarden US-Dollar (≈13,8 Milliarden Euro), während Spanien und Italien starke Ergebnisse mit 7,7 Milliarden Euro bzw. 7 Milliarden Euro erzielten. Frankreich lag mit 6,9 Milliarden Euro ebenfalls weit oben, doch Investoren dort bleiben angesichts eines schwächeren Wirtschaftswachstums vorsichtig.
Damian Harrington, Head of Research für Global Capital Markets und EMEA bei Colliers, betonte, dass die Stärke des Vereinigten Königreichs nicht nur im Volumen, sondern auch in der Qualität seiner Vermögenswerte liegt:
„Die Sektordynamik in der EMEA verändert sich. Das Wiederaufleben von Büroinvestitionen spiegelt ein gezieltes Vertrauen in Kernassets wider, während der Industriesektor weiterhin stabile Renditen liefert.“
Büros gewinnen wieder an Dynamik
Weltweit bleiben Mehrfamilienhäuser die größte Anlageklasse für grenzüberschreitendes Kapital. Doch in Europa haben Büros wieder die Führung übernommen, angetrieben von Londons tiefer Liquidität und einer transparenteren Neubewertung im Vergleich zu den kontinentaleuropäischen Märkten. Internationale Investoren richten ihren Blick erneut auf markante Bürogebäude im Zentrum Londons, während regionale Zentren wie Manchester und Birmingham Zuflüsse in Grade-A-Türme verzeichnen, die im europäischen Vergleich weiterhin wettbewerbsfähige Renditen bieten.
Industrie und Logistik bleiben attraktiv
Colliers berichtet außerdem, dass Industrie- und Logistikimmobilien weiterhin stark nachgefragt werden, insbesondere im Vereinigten Königreich und in Deutschland. Das Wachstum des E-Commerce und die Diversifizierung der Lieferketten stützen diesen Sektor, wobei Investoren aus Asien und dem Nahen Osten besonders aktiv sind. Lagerhäuser und Distributionszentren in Nähe von Häfen und Verkehrskorridoren gehören zu den widerstandsfähigsten europäischen Assets.
Aufstieg Südeuropas
Spanien und Italien haben ihre Fünfjahresdurchschnitte übertroffen, gestützt durch eine starke Nachfrage nach Büros, Logistik und Hotellerie. Madrid und Barcelona bleiben Magneten für internationales Kapital, während Mailand und Rom selektive Transaktionen im Hotel- und gemischt genutzten Sektor verzeichnen. In beiden Märkten stützen Tourismus, Demografie und ein verbessertes Investorenvertrauen die Entwicklung. Im Gegensatz dazu bleibt die Niederlande zurück, da Amsterdams Bürosektor noch auf klarere Neubewertungssignale wartet.
Kapitalquellen und Investitionsdisziplin
Die Vereinigten Staaten bleiben der weltweit größte Exporteur von Immobilienkapital, wobei amerikanische institutionelle und Private-Equity-Fonds dominieren. Auch europäische Investoren aus Frankreich, Schweden und dem Vereinigten Königreich selbst sind zunehmend aktiv. Damit nimmt Großbritannien eine einzigartige Position ein: Es ist sowohl der führende Importeur als auch Exporteur von Immobilienkapital in der Region.
Colliers betont, dass Preisdisziplin entscheidend ist. Investoren sind bereit, Prämien für stabilisierte Premium-Büros in London und hochwertige Logistik in Deutschland zu zahlen, während sie für sekundäre oder ältere Objekte höhere Renditen fordern. In Südeuropa werden Investitionsausgaben für ältere Büro- oder Hotelimmobilien häufig bereits in die Verhandlungen einbezogen.
Ausblick für 2025
Colliers prognostiziert, dass die Transaktionsvolumina in der zweiten Jahreshälfte 2025 zunehmen werden, da die Finanzierungskosten sinken und die Preistransparenz über alle Anlageklassen hinweg steigt. Spanien und Italien dürften weiterhin überdurchschnittlich abschneiden, während sich Deutschland und Frankreich stabilisieren, sobald sich die Vermietungsmärkte erholen.
Auch andere Branchenführer vertreten eine ähnliche Einschätzung. JLL betonte kürzlich, dass sich Investoren auf „Märkte mit Größe, Liquidität und transparenter Governance“ konzentrieren, während CBRE 2025 als ein Jahr der „selektiven Neupositionierung“ statt einer breiten Erholung beschreibt. Beide Unternehmen verweisen auf das Vereinigte Königreich als den liquidesten und transparentesten Markt in der EMEA-Region, was globalen Investoren Vertrauen für Kapitalallokationen gibt.
Wie Colliers zusammenfasste:
„Die Trends im ersten Halbjahr stellen keine breite Erholung dar, sondern eine selektive Neupositionierung.“
Für Investoren ist die Botschaft klar: Die EMEA-Region bleibt eine der dynamischsten Destinationen für grenzüberschreitende Immobilien, doch das Vereinigte Königreich setzt weiterhin den Maßstab. Mit klarer Neubewertung, robuster Büronachfrage und tiefer Liquidität hat Großbritannien seine Rolle als führendes Zentrum für globale Immobilieninvestitionen erneut bekräftigt.