Die niederländische Bank Rabobank und der Pensionsfondsmanager PGGM haben eine Vereinbarung zur Teilhabe an Kreditrisiken in Höhe von 1 Milliarde Euro unterzeichnet. Das Abkommen betrifft ein Portfolio von gewerblichen Immobilienkrediten in den Niederlanden und setzt einen neuen Maßstab für europäische Finanzinstitute, die ihr Immobilienengagement in einem restriktiveren Kreditumfeld steuern müssen.
Ein neues Modell für das Risikomanagement
Das Geschäft ist eine SRT-Transaktion (Significant Risk Transfer), die es der Rabobank ermöglicht, Eigentümerin ihres Immobilienkreditportfolios zu bleiben, während ein Teil des Kreditrisikos an PGGM übertragen wird. Der Einsatz eines strukturieren Finanzinstruments verschafft der Bank regulatorische Kapitalerleichterung und erlaubt es ihr, weiterhin Unternehmen und Immobilienkunden in den Niederlanden zu finanzieren.
„Wir freuen uns, dass dies unsere erste SRT-Transaktion ist, die vollständig durch Gewerbeimmobilien abgesichert ist“, sagte Peter de Bruin, Leiter Immobilienfinanzierung bei Rabobank. „Sie stärkt unsere Fähigkeit, Kunden zu unterstützen und unsere Bilanz effektiv zu steuern.“
Barend van Drooge, Leiter Kreditrisikoteilung bei PGGM, erklärte, die Partnerschaft entspreche der langfristigen Anlagestrategie des Fonds:
„Unsere Zusammenarbeit mit Rabobank verbessert unseren Ansatz, Risiko, Rendite und Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen. So können wir verantwortungsvoll und transparent in Immobilien in den Niederlanden investieren.“
PGGM, einer der größten Pensionsvermögensverwalter der Niederlande mit über 240 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen, verfügt über mehr als vier Jahre Erfahrung mit Investitionen in Kreditrisikoteilung. Die neue Transaktion diversifiziert das Portfolio von PGGM effizient und bietet Zugang zum heimischen Immobiliensektor.
Marktbedingungen, die das Geschäft prägen
Die Vereinbarung kommt zu einem Zeitpunkt, in dem die europäischen Immobilienmärkte vorsichtig bleiben, nachdem zwei Jahre lang Zinserhöhungen und Neubewertungen die Lage verändert haben. Viele Kreditgeber suchen nach innovativen Strukturen, um ihre Bilanzrisiken zu reduzieren, ohne die Kreditvergabe an zentrale Wirtschaftssektoren zu stoppen.
In den Niederlanden liegen die Spitzenrenditen für Logistikimmobilien derzeit zwischen 4,75 % und 5,25 %, gestützt durch begrenzte Neubautätigkeit und starke Mietnachfrage. Erstklassige Büroobjekte in Amsterdam werden mit Renditen zwischen 5 % und 5,5 % gehandelt, während ältere Gebäude mit schwacher Energieeffizienz unter Druck geraten. Die Rückkehr von Käufern und Touristen unterstützt allmählich den Einzelhandels- und Gastgewerbesektor.
Europaweit beliefen sich die Investitionsvolumina im dritten Quartal 2025 auf rund 45,6 Milliarden Euro, das schwächste dritte Quartal seit über einem Jahrzehnt. Analysten erwarten jedoch Anzeichen einer Stabilisierung im Jahr 2026, insbesondere in den Wohn- und Hotelsektoren, da Investoren sich auf Segmente mit stabilen Erträgen konzentrieren.
Warum das wichtig ist
Die Rabobank–PGGM-Struktur zeigt, dass Banken zunehmend synthetische Risikotransfers anstelle von Vermögensverkäufen einsetzen, um ihr Kapital flexibler zu steuern. Diese Modelle ermöglichen es Finanzinstituten, potenzielle Verluste mit langfristigen Investoren wie Pensionsfonds auszugleichen, während sie Kundenbeziehungen und Kreditvergabekapazitäten aufrechterhalten.
Laut der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) entwickeln sich SRTs rasch zu einem wichtigen Instrument der Kapitaloptimierung. Sie helfen Banken, regulatorisches Kapital freizusetzen, die Kreditvergabe aufrechtzuerhalten und die Lücke zwischen wirtschaftlichem und regulatorischem Kapital zu überbrücken.
Marktanalysten sehen in der Transaktion einen disziplinierten Ansatz niederländischer Banken, der Vorsicht mit Innovation verbindet, um den Kreditfluss in weiterhin kapitalbedürftige Sektoren zu sichern. Der Schritt verdeutlicht, wie Finanzinstitute Kapitaleffizienz priorisieren und gleichzeitig die Stabilität des Immobilienmarkts unterstützen.
Ein Modell für Europas Immobilienerholung
Die Vereinbarung setzt einen neuen Standard für verantwortungsbewusstes Bilanzmanagement in der europäischen Immobilienfinanzierung. Durch die Übertragung eines Teils des Risikos an PGGM kann Rabobank ihre Kreditvergabe fortsetzen und die Liquidität in einem angespannten Markt fördern.
Sollten die Leitzinsen bis 2026 bei rund 4 % bleiben, dürften ähnliche Transaktionen in Europa zunehmen. Der nächste Kreditzyklus könnte von selektivem Vertrauen, nachhaltigem Kapital und geteilter Verantwortung geprägt sein – den Grundpfeilern für den Wiederaufbau des europäischen Immobilienmarkts.
