Angesichts steigender Immobilienpreise und verschärfter Hypothekenbedingungen suchen viele angehende Eigentümer nach alternativen Wegen, um Wohneigentum zu erwerben. Ein Modell, das zunehmend an Popularität gewinnt, ist das Mieten mit Kaufoption (Rent-to-Own). Dieses hybride Konzept ermöglicht es Mietern, ein Objekt zunächst zu bewohnen und später zu einem vorher vereinbarten Preis zu kaufen. Doch handelt es sich hierbei nur um eine Nischenlösung – oder könnte dieses Modell den Immobilienmarkt nachhaltig verändern?
Wie funktioniert das Mieten mit Kaufoption?
Beim Modell „Mieten mit Kaufoption“ schließt der Mieter einen Mietvertrag über eine bestimmte Laufzeit ab – in der Regel zwischen 1 und 5 Jahren – mit der Option (oder Verpflichtung), die Immobilie am Ende des Vertragszeitraums zu kaufen. Wichtige Merkmale sind:
- Fester Kaufpreis: Der Preis wird zu Beginn festgelegt und schützt den Mieter vor späteren Preissteigerungen.
- Anrechnung von Mietzahlungen: Ein Teil der monatlichen Miete kann auf den späteren Kaufpreis angerechnet werden.
- Option oder Verpflichtung: Je nach Vertrag erhält der Mieter entweder das Recht auf Kauf (nicht verpflichtend) oder ist vertraglich dazu verpflichtet, den Kauf durchzuführen.
Dieses Modell verbindet also Wohnnutzung mit einer schrittweisen Annäherung an den Eigentumserwerb.
Warum wird das Modell immer beliebter?
1. Wohnen wird zunehmend unerschwinglich
Im Jahr 2025 sind die Immobilienpreise in vielen Städten weiterhin hoch. In London beträgt der Durchschnittspreis rund 6.500 €/m², in Paris etwa 10.000 €/m² und in Toronto mehr als 8.000 €/m². Für viele Haushalte ist es kaum möglich, ein ausreichend hohes Eigenkapital anzusparen. Mieten mit Kaufoption bietet einen Einstieg in den Immobilienmarkt ohne sofortige große Investitionen.
2. Hürden beim Hypothekarkredit
Strengere Bonitätsprüfungen, steigende Zinsen und komplexere Bankrichtlinien erschweren vielen Menschen – insbesondere Selbstständigen, jungen Familien und Berufseinsteigern – den Zugang zu Krediten. Durch das Mietmodell mit späterem Kauf entfällt zunächst die Notwendigkeit einer Finanzierung.
3. Flexibilität und Sicherheit
Mieter können das Objekt und das Wohnumfeld vor einer endgültigen Kaufentscheidung testen. Wenn sich Lebensumstände ändern – etwa durch Jobwechsel oder Familienzuwachs – kann auf den Kauf verzichtet werden, meist ohne große finanzielle Verluste.
4. Attraktiv für Eigentümer und Entwickler
Für Immobilienbesitzer und Projektentwickler reduziert dieses Modell Leerstände und bietet regelmäßige Einnahmen. Zudem lässt sich die Immobilie potenziell leichter verkaufen – insbesondere, wenn es sich um schwer vermarktbare Objekte handelt.
Internationale Trends und Beispiele
Nordamerika:
In den USA und Kanada bieten Unternehmen wie Divvy Homes und Dream America strukturierte Programme für Käufer mit eingeschränkter Kreditwürdigkeit an. Bei Hypothekenzinsen von rund 6–7 % wird das Modell dort zunehmend nachgefragt.
Vereinigtes Königreich:
Staatlich unterstützte Programme wie Rent to Buy oder Shared Ownership beinhalten Komponenten des Mietkaufs und richten sich insbesondere an Erstkäufer in Großstädten.
Frankreich und Deutschland:
In mittelgroßen Städten wächst das Interesse an Mietkaufmodellen. Angesichts steigender Preise bei stagnierenden Einkommen sehen Kommunen und Wohnungsbaugesellschaften hierin eine Chance für mehr Wohnraumbeschaffung.
Skandinavien:
In Finnland und Schweden gibt es Pilotprojekte, die jungen Menschen mit geringem Kapital helfen sollen. Einige dieser Modelle ermöglichen einen stufenweisen Kauf über 3 bis 7 Jahre.
Vorteile und Risiken
Vorteile für Mieter:
- Geringe Einstiegskosten
- Fester Kaufpreis unabhängig von Marktentwicklung
- Aufbau von Eigenkapital über Mietzahlungen
- Flexibilität bei der Kaufentscheidung
Vorteile für Eigentümer/Vermieter:
- Stetige Mieteinnahmen
- Geringeres Leerstandsrisiko
- Engagierte Mieter mit langfristigem Interesse
Mögliche Risiken:
- Mieter können angesparte Beträge verlieren, wenn sie nicht kaufen
- Ein fester Kaufpreis kann sich bei Marktveränderungen als ungünstig erweisen
- Rechtliche Unsicherheiten bei fehlender Regulierung
- Intransparent gestaltete Verträge können Konflikte auslösen
Rechtliche Rahmenbedingungen
Ein klarer rechtlicher Rahmen ist entscheidend für den Erfolg des Modells. In einigen Ländern existieren gesetzliche Vorgaben zum Mietkauf, in anderen basiert alles auf individuellen Verträgen, die oft rechtlich unzureichend abgesichert sind.
In Europa gibt es Bemühungen, einheitliche Standards einzuführen, etwa:
- Definitionen für Kaufoptionen und -verpflichtungen
- Vorschriften zur Anrechnung von Mieten auf den Kaufpreis
- Transparente Vertragsgestaltung zum Schutz der Verbraucher
Diese Maßnahmen sollen Fairness, Klarheit und Rechtssicherheit gewährleisten.
Marktausblick
Angesichts zunehmender Urbanisierung, wachsender Einkommensungleichheit und hoher Wohnkosten könnte sich das Mietkaufmodell künftig etablieren. Schätzungen zufolge könnten bis 2030 bis zu 7 % der Immobilienkäufe in manchen Großstädten über diesen Weg erfolgen.
Neue Marktakteure – darunter digitale Plattformen, ESG-orientierte Bauträger und öffentlich-private Partnerschaften – könnten diesen Trend durch automatisierte Bonitätsprüfungen, digitale Verträge und flexible Mietmodelle beschleunigen.
Insbesondere jüngere Generationen, die Wert auf Flexibilität und nachhaltige Investitionen legen, zeigen verstärkt Interesse an dieser Eigentumsform.
FAZIT
Das Modell „Mieten mit Kaufoption“ bietet einen realistischen Weg zum Wohneigentum für Menschen, die sonst vom Markt ausgeschlossen wären. Es kombiniert Mietflexibilität mit Eigentumsperspektive – ein Konzept, das zunehmend an Bedeutung gewinnt. Trotz rechtlicher und vertraglicher Herausforderungen liegt in diesem Modell ein großes Potenzial, das den Immobilienmarkt inklusiver gestalten kann.
Wenn Politik, Bauwirtschaft und Finanzsektor gemeinsam transparente, faire Rahmenbedingungen schaffen, könnte Mietkauf die Zukunft des Wohneigentums neu definieren.