Die russische Aggression, die im Februar 2022 begann, hat den Immobilienmarkt in der Ukraine, insbesondere in Kiew, erheblich beeinflusst. Die Preise für Wohnimmobilien in der Hauptstadt haben sich unter dem Einfluss wirtschaftlicher Unsicherheit, sinkender Nachfrage und Änderungen im Angebot und in der Nachfrage deutlich verändert. Im Folgenden wird dargestellt, wie sich die Preise seit Beginn des Konflikts entwickelt haben.
1. Stillstand des Marktes in den ersten Kriegsmonaten (Februar–März 2022)
Mit dem Beginn der aktiven Kampfhandlungen kam der Immobilienmarkt in Kiew praktisch zum Erliegen. Die Hauptmerkmale dieser Phase waren:
• Starker Nachfragerückgang. Ein großer Teil der Bevölkerung verließ Kiew aus Sicherheitsgründen, was den Markt nahezu vollständig lahmlegte.
• Rückzug von Verkaufsangeboten. Viele Verkäufer zogen ihre Immobilien vom Markt zurück und warteten auf eine Stabilisierung der Lage.
• Kaum Transaktionen. Die formellen Immobilienpreise blieben zwar unverändert, aber aufgrund der fehlenden Transaktionen war die tatsächliche Preisentwicklung schwer zu beurteilen.
Diese Phase war durch große Unsicherheit geprägt, der Markt befand sich im Stillstand.
2. Allmähliche Erholung der Marktdynamik (April–Juni 2022)
Nach der erfolgreichen Verteidigung Kiews und der teilweisen Rückkehr der Bevölkerung begann der Immobilienmarkt sich langsam zu erholen:
• Anstieg der Mietnachfrage. Rückkehrende Einwohner suchten nach temporären Unterkünften, was zu einem Anstieg der Mietpreise um durchschnittlich 15–20 % führte.
• Begrenzte Nachfrage nach Kaufimmobilien. Die Kaufaktivität blieb niedrig, aber die Preise auf dem Sekundärmarkt begannen sich zu stabilisieren.
• Interesse an sicheren Wohngebieten. Käufer bevorzugten Immobilien in relativ sicheren Vierteln, die von potenziellen Risikozonen entfernt lagen.
Trotz einer vorsichtigen Stimmung zeigten sich erste Anzeichen einer Markterholung.
3. Wirtschaftliche Herausforderungen (Zweite Hälfte 2022)
Ab Mitte 2022 sah sich der Markt neuen Herausforderungen gegenüber:
• Inflation und Abwertung der Hrywnja. Die wirtschaftliche Instabilität verringerte die Kaufkraft der Bevölkerung erheblich.
• Verlangsamung der Bauaktivität. Finanzierungsprobleme und Unterbrechungen in den Lieferketten führten zur Einstellung vieler Neubauprojekte.
• Begrenztes Angebot auf dem Sekundärmarkt. Fertiggestellte Immobilien waren stärker nachgefragt, aber ihr Angebot blieb eingeschränkt.
Infolgedessen blieben die Preise auf dem Sekundärmarkt relativ stabil, während der Primärmarkt stärkere Schwierigkeiten hatte.
4. Resilienz des Marktes im Jahr 2023
Im Jahr 2023 begann der Immobilienmarkt in Kiew Anzeichen von Stabilisierung zu zeigen, gestützt durch mehrere Faktoren:
• Rückkehr der Bevölkerung. Die allmähliche Rückkehr der Einwohner nach Kiew und ihre Anpassung an die Kriegsrealität belebten die Nachfrage.
• Wachsende Investoreninteressen. Immobilien gewannen als Mittel zur Kapitalerhaltung in wirtschaftlich unsicheren Zeiten wieder an Attraktivität.
• Zunehmende Nachfrage nach energieeffizienten Immobilien. Wohnungen in modernen Gebäuden mit autonomer Heizung und Notstromsystemen wurden besonders begehrt.
Obwohl die Immobilienpreise wieder zu steigen begannen, lagen sie weiterhin unter den Werten vor dem Krieg.
5. Wichtige Trends auf dem Immobilienmarkt
Trotz des andauernden Konflikts zeichneten sich neue Trends auf dem Immobilienmarkt in Kiew ab:
• Zunehmende Beliebtheit der Vororte. Viele Bewohner bevorzugten Immobilien in Vororten wie Irpin und Butscha, wo die Preise erschwinglicher blieben.
• Rückgang bei Neubauprojekten. Die Verlangsamung neuer Bauvorhaben begrenzte das Angebot und stabilisierte die Preise für bestehende Immobilien.
• Hohe Nachfrage nach temporären Unterkünften. Der Mietmarkt blieb besonders unter denjenigen aktiv, die vorübergehend nach Kiew zurückkehrten.
6. Zukunftsperspektiven des Immobilienmarktes
Die weitere Entwicklung des Immobilienmarktes in Kiew wird von mehreren Schlüsselfaktoren abhängen:
• Die militärische Lage. Das Ende der Kampfhandlungen und die Wiederherstellung der Sicherheit sind entscheidend für eine vollständige Markterholung.
• Wirtschaftliche Stabilisierung. Eine Stärkung der Hrywnja, die Senkung der Inflation und steigende Einkommen könnten die Kaufaktivität wiederbeleben.
• Wiederaufbaumaßnahmen. Investitionen in Infrastruktur und Wohnkomplexe werden eine wichtige Rolle bei der Wiederbelebung des Marktes spielen.
Fazit
Der Immobilienmarkt in Kiew hat selbst in Krisenzeiten bemerkenswerte Resilienz und Anpassungsfähigkeit gezeigt. Trotz erheblicher Herausforderungen wie wirtschaftlicher Unsicherheit und des andauernden Krieges zeigen sowohl die Nachfrage als auch die Preise Anzeichen einer Erholung. Für eine vollständige Wiederbelebung sind jedoch stabile Sicherheitsbedingungen, staatliche Unterstützung und Zeit für den Wiederaufbau der Infrastruktur und des Bausektors erforderlich.
Dynamik der Wohnimmobilienpreise in Kiew nach Beginn des Krieges in der Ukraine
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