Wie man ein verlassenes Dorf in Europa kauft und wieder zum Leben erweckt

by Victoria Garcia
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Buy an Abandoned Village in Europe

In ganz Europa erleben verlassene Dörfer eine stille Renaissance. Von den sonnigen Hügeln Italiens über die grünen Täler Spaniens bis hin zu den abgeschiedenen Regionen Frankreichs – diese einst vergessenen Orte werden wiederbelebt. Getrieben wird dieser Wandel von ökologisch denkenden Unternehmern, digitalen Nomaden, Künstlern und Investoren, die nach Sinn, Nachhaltigkeit und Gemeinschaft suchen.

Warum Dörfer verlassen wurden – und warum das jetzt eine Chance ist

Seit den 1950er Jahren sind viele Dörfer durch Landflucht, fehlende Arbeitsplätze und mangelnde Infrastruktur entvölkert worden. Doch die zunehmende Attraktivität des Landlebens, Remote-Arbeit und staatliche Förderprogramme machen die Wiederbesiedlung ländlicher Gebiete heute möglich – und attraktiv.

„Das ist eine historische Chance, Orte mit tiefen kulturellen Wurzeln wieder mit Leben zu füllen“, sagt Ursula Lichtenberg, Beraterin für ländliche Immobilieninvestitionen.

Wo man verlassene Dörfer findet

Mehrere EU-Länder fördern aktiv die Wiederbelebung ländlicher Gebiete:

  • Italien – Kalabrien, Molise, Toskana, Piemont (inkl. 1-€-Hausprogramme)
  • Spanien – Galicien, Aragón, Kastilien und León (ganze Weiler im Angebot)
  • Portugal – Alentejo und das gebirgige Zentrum
  • Frankreich – Limousin, Auvergne, Pyrenäen
  • Osteuropa – Bulgarien und Rumänien mit sehr günstigen Grundstücken

Plattformen wie Idealista, Green-Acres oder AldeasAbandonadas listen komplette Dörfer zwischen 50.000 € und 500.000 € – je nach Zustand und Lage.

Schritt-für-Schritt: So kauft man ein Dorf

Schritt 1: Recherche und Standortwahl

Wichtige Kriterien:

  • Bausubstanz und Zustand
  • Anschluss an Wasser, Strom, Internet
  • Eigentumsverhältnisse klären
  • Unterstützung durch Gemeinde oder Behörden

Schritt 2: Eigentumsverhältnisse prüfen

Ein häufiger Stolperstein ist die fragmentierte Eigentumsstruktur – oft gehören die Gebäude mehreren Erben, die schwer auffindbar sind.

„Wir haben zwei Jahre gebraucht, um alle Eigentümer ausfindig zu machen“, berichtet Rafael Cortés, der ein Dorf in Galicien kaufte.

Schritt 3: Notarieller Kauf

Notarielle Kaufabwicklung mit:

  • Grunderwerbsteuer
  • Aktualisierung im Grundbuch
  • Begleichung etwaiger Schulden oder Rückstände

Eine Zusammenarbeit mit einem örtlichen Anwalt und Gutachter ist empfehlenswert.

Schritt 4: Renovierung und Planung

Oft sind historische Vorgaben einzuhalten. Man sollte:

  • Mit Denkmalschutzarchitekten arbeiten
  • Baupläne genehmigen lassen
  • Nationale Bauvorschriften einhalten

Schritt 5: Konzept zur Wiederbelebung

Langfristige Nutzungsmöglichkeiten:

  • Ökodorf oder Co-Housing
  • Rückzugsort für digitale Nomaden
  • Künstlerresidenz
  • Tourismus (Glamping, Boutique-Hotels)
  • Lernbauernhöfe oder Permakulturzentren

Förderungen durch EU und Staaten

Mehrere Länder bieten Fördermittel an:

  • Italien – Zuschüsse bis zu 40.000 € für Renovierung
  • Spanien – Förderungen für energieeffizientes Bauen, ländliche Ansiedlung
  • Portugal – Steuererleichterungen, „Renovieren zum Vermieten“-Programme
  • Frankreich – Zuschüsse über ANAH für Sanierungen

EU-weite Programme:

  • LEADER & ELER – Ländliche Entwicklung
  • LIFE – Umwelt- und Klimaschutz
  • Horizont Europa – Innovation im ländlichen Raum

Erfolgsbeispiele

Borgomezzavalle, Italien

1-€-Häuser und Zuschüsse für Familien. Heute leben hier Kreative, digitale Arbeiter und Handwerker.

Ponga, Spanien

3.000 € Prämie für Neuansiedlung. Alte Häuser wurden zu Öko-Unterkünften umgebaut.

Courbefy, Frankreich

Ein Künstler kaufte das Dorf im Limousin – heute finden dort internationale Kulturveranstaltungen statt.

Finanzieller Überblick

Kategorie Geschätzte Kosten (€)
Kaufpreis des Dorfes 50.000 – 250.000
Notar & Rechtsberatung 3.000 – 10.000
Architekten & Planung 10.000 – 50.000
Sanierungskosten pro m² 800 – 1.500
Infrastruktur (Wasser, Strom) 20.000 – 100.000

Mögliche Einnahmen:

  • Vermietung von Häusern
  • Retreats, Seminare, Workshops
  • Tourismusbetrieb
  • EU- oder Regionalförderung

Stimmen aus der Praxis

„Wir haben ein Co-Living-Dorf für Remote-Arbeiter aufgebaut – mit Glasfaser, Solaranlage und Coworking-Space“, sagt Andrea Bianchi, Gründer von OffGrid Village in Kalabrien.

„Ich wollte nur ein Atelier. Jetzt betreibe ich ein Künstlerdorf mit regelmäßigen Ausstellungen“, erzählt Emmanuelle Dumont aus Frankreich.

Fazit

Ein verlassenes Dorf zu kaufen und wiederzubeleben erfordert Geduld, rechtliche Klarheit und eine nachhaltige Vision. Doch der Gewinn ist enorm – kulturell, wirtschaftlich und menschlich.

Für Träumer, Investoren und Nachhaltigkeitspioniere bieten diese Orte eine einzigartige Chance, Teil eines neuen Kapitels im ländlichen Europa zu werden. Europas vergessene Orte erwachen – vielleicht mit Ihrer Hilfe.

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