Mailänder Staatsanwaltschaft beantragt Festnahmen in Coima-Ermittlungen

by Victoria Garcia
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In Mailand läuft derzeit eine umfassende strafrechtliche Untersuchung gegen Coima SGR, einen der führenden Immobilienfondsmanager Italiens. Die Staatsanwaltschaft hat offiziell Haftbefehle gegen mehrere Personen beantragt, die verdächtigt werden, bei der Verwaltung von Investmentfonds und bei Immobilientransaktionen in großem Umfang Unregelmäßigkeiten begangen zu haben. Im Fokus der Ermittlungen stehen mehrere prestigeträchtige Immobilienprojekte, die unter Leitung von Coima durchgeführt wurden. Der Fall wirft grundlegende Fragen zur Governance und Transparenz im Bereich privater Immobilienfonds in Italien auf.

Hintergrund des Falls

Coima SGR ist ein zentraler Akteur auf dem italienischen Immobilienmarkt und bekannt für seine Rolle bei der städtebaulichen Entwicklung des Mailänder Stadtviertels Porta Nuova. Das Unternehmen verwaltet Immobilienvermögen im Wert von über 10 Milliarden Euro und ist an zahlreichen urbanen Großprojekten beteiligt. Doch nun gerät Coima ins Visier der Justiz.

Laut Gerichtsdokumenten und italienischen Medienberichten ermittelt die Staatsanwaltschaft unter anderem wegen:

  • Treuebruch gegenüber Investoren
  • Falschangaben gegenüber Aufsichtsbehörden
  • Scheinverträgen mit externen Dienstleistern
  • Interessenskonflikten bei der Verteilung von Fondsvermögen

Mindestens zwei Personen stehen im Zentrum der Ermittlungen. Die Staatsanwaltschaft hat für sie die sofortige Untersuchungshaft beantragt.

Im Fokus: Schlüsselprojekte in Mailand

Gegenstand der Ermittlungen sind mehrere Großprojekte im Raum Mailand, darunter:

  • Porta Romana: Geplanter Standort des Olympischen Dorfs für die Winterspiele 2026, mit Grundstücken, die von Coima-Fonds erworben wurden
  • Via Gioia 20: Ein Objekt, bei dem der Kaufpreis laut Ermittlern künstlich in die Höhe getrieben wurde
  • Porta Nuova Varesine: Ein Prestigeprojekt, dessen Finanzierung und Mittelverwendung nun eingehend geprüft werden

Die Ermittler vermuten, dass bei diesen Projekten wesentliche Informationen gegenüber den Investoren zurückgehalten wurden und möglicherweise Gelder über Strohmänner an verbundene Unternehmen abgeflossen sind.

Geschätzter finanzieller Schaden

Ersten Schätzungen zufolge beläuft sich der potenzielle Schaden für die Investoren auf 15 bis 25 Millionen Euro. Betroffen sind sowohl private als auch institutionelle Investoren wie Pensionskassen und Versicherungsfonds, die in der Erwartung stabiler Renditen in Coima-Fonds investiert hatten.

Die Ermittlungen könnten sich laut Behörden auf weitere beteiligte Unternehmen ausdehnen, darunter Baufirmen, juristische Berater und Vermittler.

Stellungnahme von Coima

In einer kurzen offiziellen Erklärung weist Coima SGR alle Vorwürfe zurück und erklärt sich zur Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden bereit. In der Pressemitteilung heißt es:

„Wir sind überzeugt von der Rechtmäßigkeit und Transparenz unseres Handelns. Wir werden alle notwendigen Unterlagen zur Verfügung stellen, um die Vorwürfe zu entkräften und die Interessen unserer Investoren zu schützen.“

Bislang wurden die Namen der betroffenen Personen nicht öffentlich gemacht, und große Teile der Ermittlungsakten bleiben unter Verschluss.

Reaktionen am Markt

Obwohl Coima SGR nicht börsennotiert ist, hat die Nachricht in der italienischen Immobilienbranche für große Unruhe gesorgt. Analysten warnen davor, dass das Vertrauen in private Immobilienfonds (REIF) erschüttert werden könnte und fordern schärfere Regulierungen und mehr Transparenz.

Finanzberater Gianluca Rossetti aus Mailand erklärt:

„Diese Entwicklung ist ein Weckruf für die gesamte Branche. Diese Fonds verwalten Milliardenbeträge. Ihre Governance-Strukturen müssen genauso robust sein wie die von Banken.“

Mögliche Konsequenzen

Sollte das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft folgen und Untersuchungshaft anordnen, könnte dies die Ermittlungen deutlich beschleunigen. Für Coima drohen weitreichende Folgen:

  • Abzug von Investoren und erschwerte Mittelbeschaffung
  • Projektstopps und Verzögerungen bei aktuellen Bauvorhaben
  • Erhöhte Aufsicht durch die italienische Zentralbank und die Börsenaufsicht CONSOB
  • Vertrauensverlust im gesamten REIF-Segment Italiens

Darüber hinaus sind zivilrechtliche Klagen von geschädigten Investoren sehr wahrscheinlich.

Politische Dimension

Der Fall zieht auch politische Kreise in Mitleidenschaft, da einige der betroffenen Projekte — wie das Olympische Dorf — staatlich oder kommunal gefördert wurden. Parlamentarier der Opposition fordern bereits eine unabhängige Prüfung aller Partnerschaften zwischen öffentlicher Hand und privaten Immobilienfonds.

Ein Abgeordneter der Partei Azione äußerte sich deutlich:

„Sollten öffentliche Mittel oder Grundstücke über Fondsstrukturen zweckentfremdet worden sein, muss das Parlament eingreifen und vollständige Transparenz sicherstellen.“

Systemische Fragen

Der Coima-Fall könnte zu einem Präzedenzfall in Italien werden und erinnert an ähnliche Skandale in Deutschland, Frankreich und Spanien. Er wirft grundlegende Fragen auf:

  • Reicht die derzeitige Regulierung privater Immobilienfonds aus?
  • Wer trägt bei Fehlverhalten die Verantwortung — das Management, der Aufsichtsrat oder externe Berater?
  • Wie kann der Anlegerschutz in diesem illiquiden Sektor verbessert werden?

Unabhängig vom Ausgang der Ermittlungen wird der Fall voraussichtlich zu einer Verschärfung der Regulierung führen.

Fazit

Der Antrag der Mailänder Staatsanwaltschaft auf Festnahmen im Rahmen der Coima-Ermittlungen markiert einen Wendepunkt für den italienischen Immobiliensektor. Mit Milliardeninvestitionen, prominenten Projekten und öffentlichem Interesse steht weit mehr als nur ein einzelnes Unternehmen im Fokus.

Während die Ermittlungen weiterlaufen, schauen Investoren, Aufsichtsbehörden und Marktteilnehmer gespannt auf den Fall — und auf die möglichen Veränderungen in der rechtlichen und regulatorischen Landschaft der italienischen Immobilienfonds.

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