Britische Banken senken derzeit ihre festverzinslichen Hypothekenzinsen, um auf die sich wandelnden Marktbedingungen und die wachsenden Erwartungen einer geldpolitischen Lockerung zu reagieren. Dies stellt einen wichtigen Wendepunkt für den britischen Immobilienmarkt dar, der in den letzten zwei Jahren stark unter hoher Inflation und steigenden Zinsen gelitten hat.
Neue Dynamik auf dem Hypothekenmarkt
Nach einer Reihe aggressiver Zinserhöhungen seit Ende 2021 erreichte der Leitzins der Bank of England 5,25 % – der höchste Stand seit 16 Jahren. Infolgedessen wurden Festhypotheken für viele Haushalte unerschwinglich, was zu einem deutlichen Rückgang der Immobilienaktivität führte.
Im Jahr 2025 begannen jedoch große Kreditgeber wie HSBC, Barclays, Santander, Nationwide und Halifax, ihre Festzinsangebote um 0,2 bis 0,5 Prozentpunkte zu senken. Einige Zwei- und Fünfjahres-Hypotheken werden nun zu Zinssätzen von unter 4,5 % angeboten – ein erheblicher Rückgang gegenüber den Höchstständen von über 6 % im Jahr 2023.
Gründe für den Rückgang der Zinssätze
Mehrere Faktoren führen zu dieser Entwicklung:
1. Erwartete Zinssenkung der Zentralbank
Der Markt geht zunehmend davon aus, dass die Bank of England bereits im dritten Quartal 2025 mit Zinssenkungen beginnen wird. Die Inflation ist im Mai auf 2,2 % gesunken – nahe dem Zielwert der Notenbank.
2. Abschwächung des Immobilienmarktes
Laut Zoopla ist die Zahl der Immobilienverkäufe im Jahresvergleich um 15 % zurückgegangen. Die durchschnittliche Vermarktungsdauer beträgt mittlerweile 55 Tage, in London und Südostengland sogar über 70 Tage. Die Banken reagieren mit günstigeren Angeboten, um Käufer zu mobilisieren.
3. Verstärkter Wettbewerb zwischen Kreditgebern
Mit dem wachsenden Optimismus über eine geldpolitische Lockerung nimmt auch der Wettbewerb unter Banken, Bausparkassen und Online-Kreditgebern zu. Dies führt zu attraktiveren Konditionen, da sich Anbieter Marktanteile sichern wollen.
4. Entwicklung am Anleihemarkt
Die Rendite britischer Staatsanleihen mit fünfjähriger Laufzeit – ein Maßstab für Festhypotheken – ist auf 3,6 % gefallen. Dies gibt den Banken Spielraum, Hypothekenzinsen zu senken und dennoch ihre Marge zu erhalten.
Was das für Käufer bedeutet
Sinkende Festzinsen sind eine gute Nachricht für potenzielle Käufer, insbesondere für jene, die ihre Kaufpläne aufgrund hoher Kreditkosten aufgeschoben hatten.
Verbesserte Erschwinglichkeit
Beispiel: Ein Hypothekendarlehen über 250.000 £ mit einer Laufzeit von 25 Jahren bei 4,9 % bedeutet eine Monatsrate von etwa 1.450 £. Sinkt der Zinssatz auf 4,4 %, reduziert sich die Rate auf ca. 1.370 £ – eine Ersparnis von rund 960 £ im Jahr.
Finanzielle Planungssicherheit
Fixe Zinssätze bieten stabile Monatsraten, was in unsicheren Zeiten für viele Haushalte besonders attraktiv ist. Wer jetzt einen niedrigeren Zinssatz festschreibt, sichert sich gegen künftige Zinserhöhungen ab.
Auswirkungen auf den Immobilienmarkt
Laut Rightmove führte die Zinssenkung bereits zu einer Zunahme von Hypothekenanträgen um 9 % im Juni. Auch die Zahl der Besichtigungen stieg um 12 %. Die durchschnittlichen Hauspreise stabilisierten sich bei rund 286.000 £, wobei einige Experten für die zweite Jahreshälfte moderate Preisanstiege erwarten.
Bedeutung für bestehende Kreditnehmer
Für viele Haushalte, deren Festzinsbindung in Kürze ausläuft, bedeutet die aktuelle Entwicklung eine willkommene Entlastung. Laut UK Finance müssen im Jahr 2025 über 1,6 Millionen Kreditnehmer ihre Hypothek neu verhandeln. Dank der gesunkenen Zinsen wird die Umstellung voraussichtlich weniger belastend sein als befürchtet.
Einige Banken bieten bereits flexible Refinanzierungsmodelle an, darunter kombinierte Fest-/Variabelzinsen und Übergangsangebote für Senioren oder Haushalte mit geringem Einkommen.
Ausblick: Vorsichtiger Optimismus
Trotz dieser positiven Entwicklung raten Analysten zur Vorsicht. Sollte die Inflation erneut steigen oder die Zentralbank zögern, könnten die Hypothekenzinsen wieder anziehen.
Dennoch scheint sich der Markt auf eine Phase der stabileren und zugänglicheren Kreditvergabe zuzubewegen. Banken und Verbraucher versuchen gleichermaßen, ein Gleichgewicht zwischen Kosten, Sicherheit und Flexibilität zu finden.
Fazit
Die Senkung der Festhypothekenzinsen in Großbritannien im Jahr 2025 markiert einen entscheidenden Wendepunkt für Immobilienkäufer und -besitzer. Wer jetzt handelt, kann sich günstigere Konditionen sichern und Planungssicherheit gewinnen.
In den kommenden Monaten wird der Fokus auf den Entscheidungen der Bank of England, der Inflationsentwicklung und dem Verhalten der Kreditnehmer liegen. Doch schon jetzt zeigt sich: Der Markt öffnet sich wieder, mit mehr Zugänglichkeit und neuer Zuversicht für alle Beteiligten.