Immobilien galten lange Zeit als Anlageform für Vermögende. Der Kauf einer Wohnung, eines Hauses oder eines Gewerbeobjekts erfordert hohe Summen, Marktkenntnisse und Verwaltungsaufwand. Doch mit dem Aufkommen digitaler Plattformen und dem Modell des Immobilien-Crowdfundings eröffnen sich neue Wege – und das schon ab 1.000 € Startkapital. In diesem Leitfaden erfahren Sie, wie Immobilien-Crowdfunding funktioniert, welche Chancen und Risiken bestehen und wie Sie als Einsteiger erfolgreich starten können.
Was ist Immobilien-Crowdfunding?
Beim Immobilien-Crowdfunding schließen sich viele Privatinvestoren zusammen, um gemeinsam Immobilienprojekte zu finanzieren – etwa Neubauten, Renovierungen oder Ankäufe. Dadurch wird es möglich, mit kleinen Beträgen in Immobilien zu investieren, ohne selbst ein Objekt komplett kaufen zu müssen.
Die Crowdfunding-Plattform übernimmt die Vermittlung zwischen Investoren und Projektentwicklern. Nach erfolgreicher Finanzierung verwaltet sie das Projekt und verteilt Erträge anteilig an die Anleger.
Wie funktioniert das? Schritt für Schritt
- Registrierung auf einer Plattform
Melden Sie sich auf einer spezialisierten Plattform wie EstateGuru, Reinvest24, Brickstarter, Housers oder CrowdEstate an. - Projekt auswählen
Die Plattformen bieten verschiedene Projekte an – etwa Wohnhäuser in Spanien oder Gewerbeobjekte in Estland. Jedes Projekt enthält Angaben zu Laufzeit, erwarteter Rendite, Risiko, Sicherheiten und Projektzielen. - Investition tätigen
Wählen Sie ein Projekt aus und investieren Sie einen Betrag ab 50 bis 1.000 € oder mehr. Manche Plattformen bieten automatische Investitionsfunktionen nach Risikoprofil. - Erträge erhalten
Je nach Projekt erhalten Sie Zinszahlungen oder eine Gewinnbeteiligung aus Mieteinnahmen oder dem Verkaufserlös. - Projektabschluss und Rückzahlung
Am Ende der Laufzeit erhalten Sie Ihr eingesetztes Kapital sowie die Erträge zurück.
Warum das Modell für Einsteiger attraktiv ist
1. Niedrige Einstiegshürde
Im Gegensatz zu klassischen Immobilienkäufen können Sie hier schon mit 1.000 € einsteigen – ideal für junge Anleger, Berufseinsteiger oder Sparer mit begrenztem Budget.
2. Risikostreuung
Teilen Sie Ihre 1.000 € auf mehrere Projekte in verschiedenen Ländern oder Segmenten auf und minimieren Sie so das Risiko.
3. Passives Einkommen
Die Plattform übernimmt das Management. Sie müssen sich nicht um Vermietung, Instandhaltung oder rechtliche Fragen kümmern.
4. Transparenz
Gute Plattformen stellen Projektunterlagen, Finanzdaten und regelmäßige Updates bereit.
5. Flexibilität bei Laufzeiten und Projekttypen
Die Investitionsdauer liegt meist zwischen 6 Monaten und 5 Jahren, die Renditeformen reichen von Zinsen bis zu Gewinnbeteiligungen.
Risiken, die man kennen sollte
1. Kapitalverlustrisiko
Projekte können scheitern, z. B. durch Bauverzögerungen oder Insolvenz des Entwicklers – ein Totalverlust ist nicht ausgeschlossen.
2. Geringe Liquidität
Ihr Kapital ist während der Projektlaufzeit gebunden. Ein vorzeitiger Ausstieg ist nur eingeschränkt oder gar nicht möglich.
3. Rechtliche Unsicherheiten
Die Regulierung von Immobilien-Crowdfunding unterscheidet sich je nach Land – nicht überall genießen Anleger denselben Schutz.
4. Abhängigkeit von der Plattform
Kommt es zu Problemen mit der Plattform (z. B. Insolvenz), sind Ihre Investitionen gefährdet.
Wie findet man eine seriöse Plattform?
- Regulierung und Lizenzierung
Achten Sie auf eine Lizenzierung durch Finanzaufsichtsbehörden, etwa in Estland, Spanien oder Litauen. - Erfahrungen und Bewertungen
Prüfen Sie, wie lange die Plattform existiert, wie viele Projekte sie erfolgreich abgeschlossen hat und wie die Rückmeldungen von Investoren ausfallen. - Sicherheiten und Garantien
Einige Plattformen bieten Hypothekensicherheiten, Ausfallversicherungen oder Rückkaufgarantien an. - Informationszugang
Alle Verträge, Zahlen und Projektinformationen sollten offen einsehbar sein.
Worauf sollte man bei Projekten achten?
- Lage
Projekte in wirtschaftlich stabilen Regionen wie Lissabon, Warschau oder Barcelona sind in der Regel risikoärmer. - Objekttyp
Wohnprojekte gelten als sicherer, bringen aber meist geringere Renditen. Gewerbeobjekte oder Entwicklungsprojekte können riskanter, aber auch lukrativer sein. - Laufzeit und Rendite
Übliche Jahresrenditen liegen zwischen 8 % und 12 %, abhängig von Projektart und Risikoklasse. - Ausstiegsmöglichkeiten
Manche Plattformen bieten einen Zweitmarkt an, über den Anteile vorzeitig verkauft werden können – jedoch oft mit Abschlägen.
Beispiele für Investitionen mit 1.000 €
EstateGuru (Estland)
- Projekt: Besicherter Kredit für Wohnbau in Riga
- Laufzeit: 12 Monate
- Rendite: 10,5 % jährlich
- Mindestinvestition: 50 €
Reinvest24 (Spanien)
- Projekt: Gewerbeobjekt mit Mieter
- Rendite: 7 % jährlich plus mögliche Wertsteigerung
- Mindestinvestition: 100 €
Brickstarter (Spanien)
- Projekt: Ferienwohnung zur Kurzzeitvermietung in Valencia
- Erträge: Mietzahlungen + Gewinn beim Wiederverkauf
- Gesamtrendite: bis zu 11–12 % jährlich
Steuern: Was Sie wissen sollten
Erträge aus Immobilien-Crowdfunding sind in der Regel steuerpflichtig.
- Meist gelten sie als Kapitalerträge.
- Plattformen mit Sitz in der EU stellen Jahresübersichten zur Verfügung.
- Führen Sie Buch über Ihre Investitionen und sprechen Sie mit einem Steuerberater, um Ihre Pflichten zu kennen.
Tipps für Einsteiger
- Klein anfangen – Testen Sie die Plattform mit dem Mindestbetrag, bevor Sie mehr investieren.
- Verträge lesen – Machen Sie sich mit den Bedingungen und Risiken vertraut.
- Renditen regelmäßig prüfen – Bleiben Sie über Projektergebnisse und Zahlungen informiert.
- Auto-Invest nutzen (wenn verfügbar) – Automatisieren Sie Ihre Strategie nach Ihrem Risikoprofil.
- Nur verfügbares Kapital investieren – Investieren Sie nur Geld, dessen Verlust Sie sich leisten können.
Fazit
Immobilien-Crowdfunding ist ein moderner und zugänglicher Weg, um in Immobilien zu investieren – schon ab 1.000 €. Sie können ein diversifiziertes Portfolio aufbauen, passive Einnahmen erzielen und ohne großen Aufwand am Immobilienmarkt teilhaben.
Mit sorgfältiger Auswahl der Plattform, einer durchdachten Strategie und dem Bewusstsein für Risiken kann Crowdfunding ein wertvolles Instrument für private Anleger sein – besonders für Einsteiger, die Vermögen aufbauen möchten.