Frasers Hospitality Trust (FHT), einer der führenden auf Hotelimmobilien spezialisierten Investmentfonds in Asien, steht kurz vor dem Börsenrückzug im Rahmen eines bedeutenden Privatisierungsdeals im Wert von rund 1,1 Milliarden Euro. Diese Entwicklung markiert einen entscheidenden Wendepunkt sowohl für das Unternehmen als auch für die Investmentlandschaft in Singapur, insbesondere vor dem Hintergrund volatiler Renditen und sich wandelnder Investoreninteressen.
Gründe für die Privatisierung: Gegen Unterbewertung vorgehen
FHT wurde 2014 als erster asiatischer Hospitality Trust mit einer kombinierten Struktur aus REIT (Real Estate Investment Trust) und Business Trust gegründet. In den letzten Jahren stand der Fonds unter Druck, da der Börsenwert deutlich unter dem Nettoinventarwert (NAV) lag – zuletzt mit einem Abschlag von über 30 %.
Der Privatisierungsvorschlag stammt von Frasers Property Limited, dem Mehrheitsaktionär von FHT, über dessen Tochtergesellschaft Frasers Property Hospitality Trust Holdings. Ziel ist es, den fairen Marktwert der Vermögenswerte wiederherzustellen und Minderheitsaktionären eine Prämie beim Ausstieg zu bieten.
Dealstruktur: Barangebot mit Prämie
Minderheitsaktionären wird ein Barangebot von 0,70 SGD pro Anteil (ca. 0,48 €) unterbreitet – eine Prämie von 43,8 % auf den volumengewichteten Durchschnittspreis der letzten 12 Monate sowie 7,3 % über dem Nettoinventarwert.
Der Gesamtwert der Transaktion wird auf etwa 1,14 Milliarden Euro geschätzt, wovon rund 550 Millionen Euro für den Rückkauf von Minderheitsanteilen vorgesehen sind. Frasers Property plant, die Übernahme aus eigenen Mitteln und über bestehende Kreditlinien zu finanzieren.
Portfolio von FHT: Geografische und strukturelle Übersicht
Zum Zeitpunkt des Angebots umfasste das FHT-Portfolio 14 Hotelimmobilien in wichtigen Geschäfts- und Tourismusmärkten in Singapur, Großbritannien, Japan, Australien und Malaysia. Der Gesamtwert des Portfolios liegt bei etwa 1,7 Milliarden Euro.
Zu den bekanntesten Objekten zählen:
- InterContinental Singapore
- Park International Hotel in London
- Novotel Melbourne on Collins
- ANA Crowne Plaza in Osaka
Diese Objekte richten sich hauptsächlich an internationale Geschäfts- und Freizeitreisende und sind somit anfällig für globale wirtschaftliche Veränderungen und Reiseströme.
Marktreaktion und Aktionärsposition
Nach Bekanntgabe des Privatisierungsvorhabens stieg der Kurs der FHT-Anteile deutlich an und näherte sich dem Angebotspreis. Einige Analysten argumentieren jedoch, dass das Angebot trotz Prämie den wahren Wert des Portfolios, insbesondere angesichts der Erholung des Tourismussektors, nicht widerspiegelt.
Frasers Property hält bereits rund 66 % der Anteile, was die Erreichung der erforderlichen Zustimmungsschwelle erleichtert. Für die Annahme des Angebots müssen mindestens 75 % der abstimmenden Aktionäre zustimmen, wobei maximal 10 % der unabhängigen Stimmen dagegen sein dürfen. Bei Zustimmung wird FHT von der Singapore Exchange dekotiert.
Kontext: Zunehmende Delistings in Asien
Die Entscheidung von FHT ist Teil eines größeren Trends in der Region. In den letzten Jahren sind viele börsennotierte Unternehmen, insbesondere REITs und immobilienbasierte Fonds, mit anhaltenden Unterbewertungen konfrontiert. Dies veranlasst Mehrheitsaktionäre zunehmend dazu, Unternehmen von der Börse zu nehmen, um strategische Flexibilität zurückzugewinnen.
Beispiele für ähnliche Entwicklungen:
- Fusion von Mapletree North Asia Commercial Trust mit MCT
- Zusammenschluss von ESR-REIT mit Sabana REIT
- Prüfung einer Restrukturierung bei Cromwell European REIT
Analysten erwarten, dass sich dieser Privatisierungstrend in Asien fortsetzen wird, vor allem wegen anhaltender NAV-Abschläge und geringer Liquidität.
Vor- und Nachteile für Investoren
Für Minderheitsaktionäre bietet das Barangebot eine Möglichkeit, ihre Anteile mit Gewinn zu verkaufen. Einige Investoren halten jedoch an der Hoffnung auf steigende Dividendenerträge fest, insbesondere angesichts der Erholung im Tourismus.
Die Privatisierung bietet dem Sponsor hingegen größere Flexibilität, um unterperformende Vermögenswerte zu restrukturieren, Investitionen in Renovierungen zu tätigen oder die Geschäftstätigkeit ohne die Zwänge des öffentlichen Marktes zu skalieren.
Strategie von Frasers Property: Integration und Vereinfachung
Für Frasers Property ist die Transaktion ein strategischer Schritt zur Vereinfachung der Konzernstruktur und zur Stärkung der Kontrolle über den Hotelsektor. Das Unternehmen ist in über 70 Ländern tätig und reorganisiert derzeit aktiv seine Geschäftsbereiche, um sich auf die profitabelsten Aktivitäten zu konzentrieren.
Die Integration des FHT-Portfolios soll operative Synergien heben, EBITDA-Margen verbessern und durch gebündeltes Asset Management die Verschuldung optimieren.
Auswirkungen auf den Hotelimmobilienmarkt
Im Erfolgsfall könnte dieser Deal andere Hospitality-REITs ermutigen, ähnliche Schritte zu unternehmen. Er könnte als Modell für Fonds dienen, die mit mangelndem Investoreninteresse oder strukturellen Marktproblemen konfrontiert sind.
Die Transaktion könnte auch zu Veränderungen in den Mietstrukturen führen – etwa hin zu flexiblen Managementverträgen, Umsatzbeteiligungen oder marktbasierten Pachtmodellen.
Fazit
Die Privatisierung von Frasers Hospitality Trust für 1,1 Milliarden Euro unterstreicht das wachsende Interesse institutioneller Investoren an direktem Asset-Kontrollbesitz in einem sich wandelnden Marktumfeld. Der Deal verdeutlicht Frasers Propertys Bestreben, die Verwaltungseffizienz zu erhöhen, den NAV-Abschlag zu eliminieren und das Hotelportfolio zukunftssicher auszurichten.
Die Transaktion könnte einen breiteren Strukturwandel im asiatischen Immobilienmarkt auslösen und weitere REITs zur Überprüfung ihrer Börsennotierung veranlassen. Investoren werden die Auswirkungen in den kommenden Monaten genau beobachten.