In einer sich wandelnden Weltwirtschaft und einem dynamischen Bildungsumfeld fragen sich viele Immobilieninvestoren im Jahr 2025: Sind Studentenwohnungen weiterhin eine sichere Kapitalanlage – oder handelt es sich mittlerweile um ein riskantes Investment? Lange galt der Markt als krisenfest, stabil und attraktiv. Doch neue Herausforderungen und Trends verändern die Spielregeln. In diesem Beitrag werfen wir einen detaillierten Blick auf den Markt für studentisches Wohnen im Jahr 2025.
Ein traditionell stabiler Markt im Wandel
Studentisches Wohnen war über Jahre hinweg ein gefragtes Anlageprodukt, das durch folgende Merkmale überzeugte:
- Stetige Nachfrage dank gleichbleibender Immatrikulationszahlen
- Langfristige Mietverträge (Semester- oder Jahresweise)
- Attraktive Renditen im Vergleich zu klassischen Wohnimmobilien
- Krisenresistenz, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten
Seit 2020 jedoch steht auch dieser Sektor unter Druck – durch Pandemie, Inflation, Digitalisierung, Klimaziele, neue Lernformate und geopolitische Unsicherheiten.
Wesentliche Faktoren im Jahr 2025
1. Rückkehr der Studierenden auf den Campus
Nach der Pandemie kehren die Universitäten verstärkt zum Präsenzunterricht oder hybriden Formaten zurück. Das Jahr 2025 ist geprägt durch:
- Wachstum internationaler Studierendenzahlen, insbesondere in Europa, Großbritannien, Australien und Kanada
- Wiederaufnahme von Austauschprogrammen wie Erasmus+
- Steigende Einschreibungen in Master- und Promotionsstudiengänge
Diese Trends treiben die Nachfrage nach Wohnungen in Hochschulstädten wie Berlin, Wien, München, Leipzig, Amsterdam, Paris, Barcelona oder Prag weiter in die Höhe.
2. Mangel an bezahlbarem Wohnraum
Laut aktuellen Berichten von JLL und Savills herrscht in vielen Hochschulzentren ein akuter Mangel an leistbaren Studentenwohnungen. Gründe dafür sind:
- zu geringe Neubautätigkeit im Bereich studentischer Wohnheime
- Umwandlung von Mietwohnungen in Ferienwohnungen (z. B. Airbnb)
- Konkurrenz durch andere Mietergruppen (z. B. Berufseinsteiger)
Infolgedessen steigen die Mieten:
- In Paris liegt der Durchschnittspreis für ein Studentenzimmer 2025 bei über 850 € pro Monat,
- in London rund 1.100 €,
- in Amsterdam etwa 900 €.
3. Steigende Betriebskosten und Regulierung
Vermieter stehen unter zunehmendem wirtschaftlichen und politischen Druck:
- gestiegene Energie- und Instandhaltungskosten
- Verpflichtungen zu ESG-Standards und energieeffizientem Bauen
- Mietpreisbremsen in Städten wie Berlin oder Barcelona
- verschärfte Anforderungen an Brandschutz, Hygiene und Sicherheit
Das schmälert die Netto-Renditen deutlich und erhöht den Verwaltungsaufwand.
4. Stärkere Konkurrenz durch institutionelle Investoren
Der Markt für studentisches Wohnen zieht weiterhin große Kapitalgeber an. Fonds wie Greystar, EQT, GSA oder Patrizia errichten moderne Wohnanlagen mit Premium-Ausstattung: Fitnessräume, Coworking-Bereiche, Highspeed-Internet, Gemeinschaftsküchen und Concierge-Services.
Das erhöht das Qualitätsniveau und stellt kleinere private Vermieter vor neue Herausforderungen in Sachen Standard und Service.
5. Verändertes Lernverhalten durch Digitalisierung
Auch wenn Studierende wieder vor Ort sind, hat sich das Lernverhalten durch digitale Angebote verändert:
- Viele Studierende ziehen in ruhigere Wohnlagen außerhalb der Innenstadt,
- die Nachfrage nach flexiblen Mietverträgen (1–3 Monate) steigt,
- Ausstattungsmerkmale wie schnelles Internet, Ruhe, Homeoffice-Tauglichkeit gewinnen an Bedeutung.
Wer diese Trends berücksichtigt, hat gute Chancen auf eine erfolgreiche Vermietung.
Beispielrechnung zur Rendite 2025
Ein realistisches Szenario in Gent (Belgien), einer typischen Universitätsstadt:
- Kaufpreis einer Studio-Wohnung: 160.000 €
- Monatliche Miete: 850 €
- Brutto-Jahreseinnahmen: 10.200 €
- Betriebskosten, Verwaltung, Rücklagen: 2.500 €
- Nettoertrag: 7.700 €
- Nettorendite: 4,8 %
Zum Vergleich: Einlagenzinsen bei europäischen Banken liegen 2025 im Durchschnitt bei 2,5–3 %.
Vorteile von Investitionen in studentisches Wohnen
- Stetige Nachfrage in attraktiven Studienorten
- Überdurchschnittliche Renditen im Vergleich zu klassischen Mietwohnungen
- Widerstandsfähigkeit gegenüber wirtschaftlichen Abschwüngen
- Möglichkeit zur Diversifikation des Immobilienportfolios
Risiken und Einschränkungen
- Abhängigkeit von Bildungspolitik (z. B. bei Online-Studiengängen oder Visa-Bestimmungen)
- Hoher Verwaltungsaufwand durch häufige Mieterwechsel
- Saisonale Leerstände (Sommerpause)
- Steigende Instandhaltungskosten und Bürokratie
- Regulierung (z. B. Mietendeckel, ESG-Pflichten)
Strategische Empfehlungen für Investoren
- Standorte mit Nachfrageüberhang identifizieren, z. B. Lissabon, Danzig, Vilnius, Bratislava
- In energieeffiziente und ESG-konforme Objekte investieren, um Betriebskosten zu senken
- Flexible Wohnkonzepte anbieten – von minimalistischen Zimmern bis hin zu betreuten Studios
- Saisonalität nutzen, etwa durch kurzfristige Vermietung in den Semesterferien
- Professionelles Property Management einbeziehen, vor allem bei Auslandsinvestitionen
Fazit
Auch im Jahr 2025 ist studentisches Wohnen ein interessantes Anlagefeld, besonders in Städten mit angespanntem Mietmarkt und wachsender Studierendenzahl. Aber der Markt ist anspruchsvoller und weniger passiv geworden. Investoren müssen genauer kalkulieren, mit strengeren Regeln umgehen und sich an neue Wohnbedürfnisse anpassen.
Für gut informierte und langfristig orientierte Anleger bleibt das Segment eine solide Investition. Wer hingegen schnelle, mühelose Renditen erwartet, könnte das Risiko unterschätzen.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt in Standortwahl, Objektqualität, professioneller Verwaltung und Anpassungsfähigkeit an die Bildungswelt von morgen.