KOLKATA, INDIEN — Der indische Mischkonzern Peerless Group hat den Start eines groß angelegten, ökologisch nachhaltigen Wohnprojekts in Kolkata angekündigt. Mit einer Investitionssumme von 25 Millionen Euro wird dieses Vorhaben eines der ersten großen Bauprojekte in Ostindien sein, das auf umweltfreundliches Bauen, nachhaltige Stadtentwicklung und soziale Inklusion setzt. Der neue Komplex mit dem vorläufigen Namen Peerless EcoCity vereint Wohngebäude, öffentliche Flächen und umweltfreundliche Infrastrukturen und zielt darauf ab, den CO₂-Fußabdruck zu reduzieren und die Lebensqualität der Stadtbevölkerung zu verbessern.
Nachhaltigkeit als Bauprinzip
Das Projekt entsteht auf einem rund 5 Hektar großen Grundstück im Stadtteil Rahara im Norden Kolkatas, wo die Nachfrage nach modernen und ökologisch verantwortungsvollen Wohnungen stetig wächst. Peerless EcoCity soll rund 450 Wohneinheiten umfassen – von Ein-Zimmer- bis Drei-Zimmer-Wohnungen –, die auf junge Familien ebenso wie auf Senioren ausgerichtet sind.
Geplant ist die Einhaltung der Standards des IGBC (Indian Green Building Council) sowie der EDGE-Zertifizierung für Energieeffizienz. Die gesamte Bebauung wird mit Regenwassernutzung, Solaranlagen, energiesparender Beleuchtung und durchdachter Belüftung ausgestattet. Laut Projektplanern sollen der Energieverbrauch um 40 % und der Wasserverbrauch um 35 % gegenüber herkömmlichen Gebäuden gleicher Größe gesenkt werden.
Architektur und Technologie
Verantwortlich für die Planung ist ein Architekturbüro aus Bangalore, das sich auf bioklimatisches Design spezialisiert hat. Zum Einsatz kommen CO₂-arme Baustoffe wie recycelter Beton, Flugascheziegel und zertifiziertes Holz.
Darüber hinaus wird moderne Smart-Home-Technologie integriert: intelligente Licht- und Klimasteuerung, automatische Wassersensoren und Luftqualitätsmesssysteme. Alle Wohnungen werden über eine zentrale digitale Verwaltungsplattform verfügen, die über eine App gesteuert werden kann.
Ein besonderes Merkmal ist der Verzicht auf Tiefgaragen. Stattdessen entstehen vertikale Parkhäuser mit Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Fußwege, Fahrradwege und eingeschränkter Autoverkehr im Inneren des Komplexes sollen Lärm- und Luftverschmutzung deutlich reduzieren.
Umwelt- und Sozialverantwortung
Peerless EcoCity ist Teil einer umfassenderen Initiative der Stadtverwaltung von Kolkata zur Entwicklung grüner Stadtviertel in Zusammenarbeit mit privaten Bauträgern. Peerless hat eine Absichtserklärung mit der Regierung von Westbengalen unterzeichnet und sich verpflichtet, 25 % der Wohnungen zu subventionierten Preisen an einkommensschwache Haushalte zu vergeben.
Zum Projekt gehören auch öffentlich zugängliche Infrastrukturen wie ein Ökopark, Sportplätze im Freien, Spielplätze und Räume für Homeoffice-Nutzung. Über 60 % der Fläche des Areals werden begrünt, mit einheimischen, klimaresistenten Pflanzenarten.
Laut Prashant Dutta, Geschäftsführer von Peerless Real Estate, geht es um weit mehr als nur um einen Immobilienbau:
„Dieses Projekt ist nicht nur eine Investition – es ist unser Beitrag zu einer saubereren, besseren Zukunft für die Stadt, in der wir 1932 unsere Wurzeln geschlagen haben. Peerless EcoCity soll ein Symbol für Nachhaltigkeit und inklusives Wachstum werden.“
Finanzierung und Investoren
Das Gesamtbudget beläuft sich auf rund 2,25 Milliarden indische Rupien (ca. 25 Mio. €). Die Finanzierung erfolgt teils aus Eigenmitteln der Peerless Group, teils über grüne Investmentfonds wie den Climate Resilience India Fund und Indo-Sustain Capital. Zudem wurde das Projekt im Rahmen des staatlichen FAME-India-II-Programms (Förderung von Elektromobilität) steuerlich begünstigt, da es Infrastruktur für E-Fahrzeuge vorsieht.
Wichtige Projektpartner:
- Architektur & Design: Biome Environmental Solutions (Bangalore)
- Bauunternehmen: Larsen & Toubro Construction
- Nachhaltigkeitsberatung: GRIHA (Green Rating for Integrated Habitat Assessment)
- Investoren: Climate Resilience India Fund, Indo-Sustain Capital, Green Infra Partners
Auswirkungen auf den Immobilienmarkt
Der Start von Peerless EcoCity dürfte einen spürbaren Einfluss auf den Immobilienmarkt in Kolkata haben. Nach Angaben von Knight Frank India ist der Anteil grüner Wohnprojekte bei Neubauten von 8 % im Jahr 2020 auf 21 % Anfang 2025 gestiegen. Bei einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von etwa 890 € im Stadtteil Rahara dürften die Wohnungen im Projekt zwischen 80.000 € (für Zwei-Zimmer-Einheiten) und 150.000 € (für Drei-Zimmer-Wohnungen) kosten – und sind damit für die Mittelschicht erschwinglich.
Zusätzliche Kaufanreize ergeben sich aus Partnerschaften mit Banken wie der State Bank of India und HDFC, die vergünstigte Hypothekendarlehen für Käufer von zertifiziert nachhaltigem Wohnraum anbieten werden.
Öffentliche Resonanz und Ausblick
Umweltorganisationen und Anwohner haben das Projekt größtenteils positiv aufgenommen. Einige äußerten Bedenken hinsichtlich einer möglichen Überlastung der Verkehrsinfrastruktur in Rahara. Peerless erklärte daraufhin, bereits mit der Stadt über neue Buslinien und einen Ausbau der Fahrradinfrastruktur zu verhandeln.
Die erste Bauphase soll im zweiten Quartal 2027 abgeschlossen sein. Das gesamte Vorhaben ist in drei Phasen unterteilt und soll bis 2030 vollständig fertiggestellt werden.
Fazit
Peerless EcoCity könnte einen Wendepunkt im nachhaltigen Wohnbau Ostindiens markieren. Das Projekt zeigt, wie private Akteure ESG-Kriterien wirksam umsetzen und als Vorbild für zukünftige urbane Entwicklungen in Schwellenländern dienen können. Angesichts wachsender Nachfrage nach umweltfreundlichem Wohnen, eines attraktiven Markts und staatlicher Förderung stehen die Chancen gut, dass diese Initiative sowohl wirtschaftlich erfolgreich als auch ökologisch und sozial wegweisend wird.