Crowdfunding in der Immobilienbranche: Geringes Risiko, hohes Potenzial?

by Victoria Garcia
3 minutes read
Crowdfunding Real Estate: Low Risk, High Potential?

Immobilien-Crowdfunding hat sich in den letzten Jahren zu einem beliebten Anlageinstrument entwickelt – sowohl für private Kleinanleger als auch für Projektentwickler. Mit dem Versprechen niedriger Einstiegshürden und attraktiver Renditen soll es den Zugang zum Immobilienmarkt demokratisieren. Doch ist diese Form der Investition wirklich risikoarm mit hohem Ertragspotenzial? In diesem Beitrag werfen wir einen kritischen Blick auf Funktionsweise, Chancen, Risiken und Zukunftsaussichten des Immobilien-Crowdfundings, insbesondere im europäischen Kontext.

Was ist Immobilien-Crowdfunding?

Beim Immobilien-Crowdfunding handelt es sich um eine Form der Schwarmfinanzierung, bei der viele private Anleger über digitale Plattformen gemeinsam in Immobilienprojekte investieren. Diese Projekte können Neubauten, Renovierungen oder auch Mietobjekte umfassen.

Es gibt zwei Hauptmodelle:

  • Equity-Crowdfunding: Anleger erhalten eine Beteiligung am Objekt und profitieren von Wertsteigerung oder Mieteinnahmen.
  • Lending-Crowdfunding: Anleger vergeben Darlehen an Projektentwickler und erhalten dafür regelmäßige Zinszahlungen.

Warum wird es immer beliebter?

1. Niedrige Einstiegshürden

Bereits mit 100 bis 500 Euro kann man sich an Projekten beteiligen – ein entscheidender Vorteil für junge Anleger oder Einsteiger mit begrenztem Kapital.

2. Diversifikation

Durch kleine Beteiligungen an verschiedenen Projekten und Standorten kann das Risiko gestreut werden. So wird das Portfolio besser abgesichert.

3. Transparenz

Die meisten Plattformen stellen umfangreiche Projektinformationen zur Verfügung – darunter Geschäftspläne, Gutachten, Bilder und regelmäßige Updates. Manche bieten sogar Live-Webinare mit Projektentwicklern an.

4. Digitale Verwaltung

Der gesamte Anlageprozess – von der Projektwahl bis zur Vertragsabwicklung und Renditekontrolle – erfolgt vollständig online. Das ist bequem und zeitgemäß.

Mögliche Renditen

Die Renditen unterscheiden sich je nach Modell:

  • Lending-Crowdfunding: Im Schnitt 6–9 % Jahresrendite.
  • Equity-Crowdfunding: Mögliche Renditen zwischen 12 und 20 % pro Jahr, allerdings mit höherem Risiko.

Beispiel: Die Plattform Reinvest24 erzielt mit Projekten im Baltikum durchschnittliche Renditen von 8–11 %, während Exporo in Deutschland feste Zinsen von 5–8 % pro Jahr bietet.

Risiken, die man kennen sollte

Trotz professioneller Aufmachung und attraktiver Versprechen ist Immobilien-Crowdfunding nicht risikofrei.

1. Ausfallrisiko des Projektträgers

Kommt es zu Verzögerungen, Insolvenz oder Abbruch des Projekts, kann das eingesetzte Kapital verloren gehen. Einige Plattformen bieten Rückkaufgarantien oder Versicherungen – jedoch mit begrenztem Schutz.

2. Marktrisiken

Sinkende Immobilienpreise oder Mietausfälle können die Rendite mindern – besonders bei Beteiligungsmodellen.

3. Geringe Liquidität

Investitionen sind meist über einen Zeitraum von 12 bis 60 Monaten gebunden. Ein vorzeitiger Ausstieg ist oft nicht möglich oder mit hohen Kosten verbunden.

4. Plattformrisiko

Die rechtliche Absicherung und Seriosität der Plattform ist entscheidend. Kommt es zu Insolvenz oder rechtlichen Problemen, drohen Verluste oder fehlender Zugang zu Informationen.

Regulierung in der EU

Seit 2021 gilt die EU-Verordnung für Crowdfunding-Dienstleister (ECSP). Sie legt gemeinsame Standards für Transparenz, Anlegerschutz und Aufsicht fest. In Ländern wie Deutschland, Frankreich, Estland und Spanien hat diese Verordnung bereits Vertrauen geschaffen und das Wachstum der Branche befördert.

Bekannte Plattformen in Europa

  • Housers (Spanien) – Wohnimmobilien in Südeuropa, bietet sowohl Beteiligungen als auch Kreditprojekte.
  • EstateGuru (Estland) – Aktiv in über zehn Ländern, spezialisiert auf kurzlaufende, besicherte Darlehen.
  • Exporo (Deutschland) – Führende deutsche Plattform mit starkem Fokus auf Transparenz und Sicherheit.

Was sollten Anleger beachten?

  1. Plattform prüfen: Lizenzierung, Erfolgsbilanz, Team, Nutzerbewertungen.
  2. Projekt sorgfältig analysieren: Standort, Finanzmodell, Sicherheiten, Exit-Strategie.
  3. Risikostreuung: Nicht das gesamte Kapital in ein einzelnes Projekt investieren.
  4. Laufzeit im Blick behalten: Kapitalbindung für mehrere Jahre einplanen.

Markttrends und Zukunft

  • Wachstum von ESG-Projekten: Nachhaltige, energieeffiziente Immobilien gewinnen an Bedeutung.
  • Einbindung institutioneller Anleger: Plattformen kooperieren zunehmend mit professionellen Investoren.
  • Blockchain und Tokenisierung: Neue Technologien bieten Potenziale für bessere Transparenz und Handelbarkeit.

Fazit

Immobilien-Crowdfunding ist ein modernes, leicht zugängliches und vielversprechendes Investmentinstrument. Es bietet kleinen Anlegern die Möglichkeit, in den Immobilienmarkt einzusteigen, ohne große Summen investieren zu müssen, und schafft Raum für Diversifikation und digitale Effizienz.

Doch die Bezeichnung „niedriges Risiko“ gilt nur bei sorgfältiger Analyse, verantwortungsvoller Risikosteuerung und realistischen Erwartungen. Für Einsteiger kann Crowdfunding eine ideale Lernplattform sein, für erfahrene Investoren eine flexible Erweiterung des Portfolios.

In beiden Fällen gilt: Plattformwahl, Projektprüfung und laufendes Monitoring sind essenziell. Das Potenzial ist da – aber wie bei jeder Investition geht es nicht ohne einen klaren Blick für Chancen und Risiken.

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