Die BMW Group hat offiziell mit dem Bau eines neuen Logistikzentrums im Wert von 140 Millionen Euro in der tschechischen Stadt Ostrava begonnen, unweit der Grenzen zu Polen und der Slowakei. Diese bedeutende Investition stellt einen strategischen Meilenstein beim Ausbau des BMW-Logistiknetzwerks in Mittel- und Osteuropa dar und soll die Widerstandsfähigkeit der Lieferketten des Konzerns europaweit stärken.
Die Grundsteinlegung fand Ende Mai 2025 in der Industriezone Mošnov nahe dem internationalen Flughafen Leoš Janáček statt. Die Inbetriebnahme ist für 2027 geplant. Das Zentrum soll hunderte neue Arbeitsplätze schaffen und als logistisches Rückgrat für die Automobilproduktion in der Region dienen.
Strategische Bedeutung des Projekts
Das Logistikzentrum in Ostrava ist Teil eines umfassenden Investitionsprogramms von BMW zur Effizienzsteigerung und ökologischen Transformation der globalen Lieferketten. Der Standort wurde aufgrund seiner geografischen Lage ausgewählt, die eine optimale Anbindung an Produktionsstätten in Deutschland, Tschechien, Ungarn und weiteren Nachbarländern gewährleistet.
Das neue Logistikzentrum wird unter anderem genutzt für:
- Lagerung und Verteilung von Automobilkomponenten,
- zentrale Logistik für Ersatzteile und Materialien,
- Versorgung der BMW-Werke in Mittel- und Osteuropa,
- Abwicklung regionaler Lieferungen und Koordination mit Zulieferern.
Das Projekt zielt darauf ab, Transportkosten zu senken, Routen zu optimieren und höchste Flexibilität bei globalen Störungen oder Engpässen in der Lieferkette zu bieten.
Wirtschaftliche Impulse für die Region
Ostrava, die drittgrößte Stadt Tschechiens und wirtschaftliches Zentrum der Region Mährisch-Schlesien, war lange geprägt von Kohle- und Stahlindustrie. In den letzten Jahren hat die Stadt jedoch gezielt auf wirtschaftliche Diversifikation gesetzt und investiert verstärkt in Zukunftsbranchen.
Durch den neuen Logistikhub sollen mehr als 500 direkte Arbeitsplätze entstehen – von Lagerfachkräften über Logistikspezialisten bis hin zu IT-Experten. Während der Bauphase sind bis zu 1.000 Beschäftigte von Subunternehmen involviert.
Die Behörden sehen das Projekt als Schlüssel zur Transformation der Region in einen modernen Industriestandort mit hoher internationaler Attraktivität für weitere Investoren aus der Logistik- und Automobilbranche.
Technische Spezifikationen
Das Logistikzentrum entsteht als hochmodernes, multifunktionales Lager- und Verwaltungsgebäude mit umfassender Automatisierung und Digitalisierung. Zu den Hauptmerkmalen zählen:
- über 120.000 m² Gesamtfläche,
- temperaturgesteuerte Lagerzonen,
- automatisierte Förder- und Lagersysteme mit Robotik,
- ein intelligentes Bestandsmanagementsystem,
- energieeffiziente Bauweise mit Solartechnik und Regenwassernutzung.
Ein separater Gebäudeteil wird als Verwaltungs- und Steuerungszentrum für das operative Logistikmanagement in Echtzeit genutzt.
Nachhaltigkeit als Leitprinzip
Im Einklang mit der konzernweiten ESG-Strategie plant BMW den Bau gemäß dem BREEAM-Standard „Excellent“ und mit internen Nachhaltigkeitszielen:
- Photovoltaikanlagen mit bis zu 5 MW Leistung,
- Regenwasseraufbereitungssysteme für technische Zwecke,
- LED-Beleuchtung mit intelligenter Steuerung,
- Ladestationen für Elektro-Lkw und Dienstfahrzeuge,
- automatisierte Belüftungs- und Heizsysteme mit Energieoptimierung.
Ziel ist es, den CO₂-Ausstoß im Betrieb auf null zu senken – idealerweise innerhalb von drei Jahren nach Inbetriebnahme.
Digitalisierung und Logistik 4.0
Ein zentraler Innovationsfaktor des Hubs ist die vollständige digitale Integration in BMWs Plattform „Logistics 4.0“. Diese ermöglicht unter anderem:
- vollständige Transparenz entlang der Lieferkette,
- Einsatz von Big Data und KI zur Bedarfsprognose,
- dynamische Anpassung von Lieferwegen in Echtzeit,
- nahtlose Schnittstellen zu externen Logistikpartnern und Zulieferern.
Durch diese Technologie wird nicht nur die Effizienz gesteigert, sondern auch die Anpassungsfähigkeit an Marktveränderungen wesentlich erhöht.
Projektpartner und Infrastruktur
Die Entwicklung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem tschechischen Industrieministerium, der staatlichen Wirtschaftsförderagentur CzechInvest sowie dem Regionalrat der Mährisch-Schlesischen Region.
Ostrava punktet mit einer sehr guten Infrastruktur:
- direkte Anbindung an die Autobahnen D1 und D56,
- ein leistungsfähiges Schienennetz für Güterverkehr,
- Nähe zum Flughafen Leoš Janáček,
- Integration in zukünftige intermodale Güterverkehrskorridore.
BMW plant zudem, Zulieferer anzusiedeln, die sich in der Nähe des Hubs niederlassen, um Prozesse zu lokalisieren, Transportkosten zu senken und regionale Wertschöpfung zu stärken.
Ausblick und Unternehmensstrategie
Das neue Logistikzentrum wird ein zentraler Baustein für die regionale Produktions- und Lieferstrategie von BMW. Es soll:
- Emissionen in der Logistik deutlich senken,
- eine stärkere Lokalisierung der Versorgungskette ermöglichen,
- Risiken durch global gestörte Lieferketten minimieren,
- die Umstellung auf nachhaltige Mobilität und Produktion unterstützen.
Der Standort ist Teil der globalen Konzerninitiative „BMW iFACTORY“, die auf Flexibilität, Digitalisierung und Nachhaltigkeit in Fertigung und Logistik setzt.
Fazit
Mit dem Bau des 140-Millionen-Euro-Logistikzentrums in Ostrava verfolgt BMW nicht nur ein infrastrukturelles Großprojekt, sondern eine strategische Neuausrichtung seiner europäischen Lieferkette. Dank fortschrittlicher Technologien, nachhaltiger Bauweise und optimaler geografischer Lage wird der Hub zum zentralen Logistikknotenpunkt für Mittel- und Osteuropa. Für Ostrava bedeutet das: neue Arbeitsplätze, moderne Infrastruktur und wirtschaftlicher Aufschwung. Für BMW ist es ein weiterer Schritt hin zu nachhaltigem, intelligentem und resilientem Wachstum.