Im April 2025 gab der US-amerikanische Immobilien-Technologieanbieter CoStar Group bekannt, das australische Immobilienportal Domain Holdings Australia Ltd. für insgesamt 1,78 Milliarden Euro zu übernehmen. Es handelt sich um eine der größten Transaktionen auf dem digitalen Immobilienmarkt der Asien-Pazifik-Region und um einen zentralen Schritt in CoStars globaler Expansionsstrategie.
Details der Übernahme und Marktumfeld
Domain ist eines der bekanntesten Online-Immobilienportale Australiens und steht in direkter Konkurrenz zur REA Group, dem Betreiber von realestate.com.au. Mit starker Markenbekanntheit, integrierter Medienpräsenz und einer breiten Nutzerbasis hat sich Domain als bedeutender Player im australischen Markt etabliert.
Bereits Anfang 2025 hatte CoStar einen Anteil von 16,9 % an Domain erworben. Nun bietet das Unternehmen 4,43 australische Dollar pro Aktie, was einem Aufschlag von 42 % auf den vorherigen Durchschnittskurs entspricht. Der Hauptaktionär Nine Entertainment, der 60,1 % an Domain hielt, unterstützt die Transaktion und erhält im Rahmen des Deals rund 1,4 Milliarden australische Dollar.
Der Abschluss der Übernahme wird für die zweite Jahreshälfte 2025 erwartet und steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Aktionäre sowie der Genehmigung durch die australischen Aufsichtsbehörden, darunter das Foreign Investment Review Board.
Globale Strategie von CoStar
Die Übernahme ist Teil einer langfristigen Strategie von CoStar, sich als weltweit führender Anbieter digitaler Immobilienlösungen zu etablieren. Das Unternehmen ist bereits in Nordamerika und Europa mit Plattformen wie LoopNet, Apartments.com und OnTheMarket präsent.
Australien gilt als strategischer Markt: ein hoher Digitalisierungsgrad, eine urbane Bevölkerungskonzentration und eine große Affinität zu Online-Plattformen für Miet- und Kauftransaktionen machen das Land attraktiv. Die Übernahme von Domain ermöglicht CoStar nicht nur Zugang zu einem dynamischen Markt, sondern auch eine solide Ausgangsbasis für die Expansion in die gesamte Asien-Pazifik-Region.
Konkurrenz und Marktpotenziale
Mit dem Kauf von Domain positioniert sich CoStar als direkter Herausforderer der REA Group, die den australischen Online-Immobilienmarkt bisher dominiert. Zwar lag Domain im Vergleich in Bezug auf Reichweite und Werbeeinnahmen zurück, doch CoStar bringt hochmoderne Technologien, KI-basierte Tools und tiefgreifende Datenanalysen mit, die das Kräfteverhältnis verändern könnten.
Zudem bietet CoStar nicht nur Lösungen für private Nutzer, sondern auch für professionelle Akteure wie Makler, Projektentwickler und Investoren, was Domain neue Geschäftsfelder eröffnet. Besonders im Bereich Business Intelligence und Marktanalyse könnte die Plattform einen bedeutenden Mehrwert liefern.
Marktreaktion und wirtschaftliche Auswirkungen
Nach Bekanntgabe der Übernahme stieg der Aktienkurs von Domain um mehr als 5 %, während die Aktie von Nine Entertainment um 8 % zulegte. Im Gegenzug verlor die REA Group rund 4,2 %, was auf Sorgen über zunehmenden Wettbewerbsdruck zurückzuführen ist.
Marktanalysten erwarten, dass CoStar nun in mehreren Phasen investieren wird: in die Integration eigener Technologien, in aggressive Marketingkampagnen und in die Optimierung des Angebots von Domain. Dies könnte zu neuen Standards im australischen Markt führen – aber auch zu niedrigeren Margen für die Wettbewerber.
Asien-Pazifik als Zielregion
CoStar sieht Australien nicht nur als Ziel, sondern als Sprungbrett für die gesamte Region Asien-Pazifik. Länder wie Neuseeland, Singapur, Malaysia oder Indien stehen im Fokus für künftige Expansionen. Australien bietet hierfür ideale Bedingungen: eine zuverlässige Rechtsordnung, gut ausgebildete Fachkräfte, technologische Infrastruktur und eine stabile Marktdynamik.
Angesichts der zunehmenden Digitalisierung in der Region – vom Online-Exposé über virtuelle Besichtigungen bis hin zu papierlosen Vertragsabschlüssen – könnte CoStar zur treibenden Kraft der digitalen Transformation im Immobilienwesen der Region werden.
Integration und technologische Weiterentwicklung
Nach Abschluss der Übernahme plant CoStar die Einführung seiner eigenen Technologien auf der Domain-Plattform. Geplant sind unter anderem:
- KI-gesteuerte Suchalgorithmen und Empfehlungssysteme
- Automatisierte Bewertungsmodelle für Immobilien
- 3D-Visualisierung und virtuelle Rundgänge
- Markt- und Trendanalysen für Profis
- Datenbasierte Matching-Systeme für Käufer und Objekte
Diese Innovationen sollen sowohl den Endverbrauchern als auch Fachleuten helfen, schneller und effizienter zu agieren. Darüber hinaus könnten neue Premium-Angebote für Makler und Investoren eingeführt werden, was zusätzliche Einnahmequellen erschließen würde.
Strategische Signalwirkung
Die Übernahme von Domain steht exemplarisch für drei zentrale Trends der Branche:
- Internationale Konsolidierung digitaler Plattformen mit globalem Anspruch
- Datenbasierte Geschäftsmodelle, bei denen nicht nur Inserate, sondern Informationen das Kerngeschäft sind
- Lokale Umsetzung globaler Technologien, um regionalen Märkten gerecht zu werden
Darüber hinaus sendet der Deal ein starkes Signal an den Kapitalmarkt: Trotz globaler Unsicherheiten bleibt das digitale Immobiliensegment ein wachstumsstarker Bereich mit strategischer Relevanz.
Fazit
Mit dem Kauf von Domain für 1,78 Milliarden Euro macht CoStar einen entscheidenden Schritt in Richtung globaler Marktführerschaft. Die Akquisition bietet Zugang zu einem reifen und zugleich wachstumsstarken Markt und stärkt die Position des Unternehmens im südlichen Pazifikraum.
Für Domain eröffnet sich die Chance, sich mit technologischem Rückhalt neu aufzustellen und Marktanteile zurückzugewinnen. Für CoStar ist es eine Investition in die Zukunft – in neue Regionen, neue Zielgruppen und neue Anwendungen.
Und für die Branche insgesamt markiert dieser Schritt den Beginn einer neuen Wettbewerbsrunde, in der technologische Exzellenz, Skalierbarkeit und regionale Anpassung über den Erfolg entscheiden werden. Der eigentliche Gewinner ist letztlich der Endkunde – durch bessere Services, schnelleren Zugang zu Informationen und mehr Transparenz auf dem Immobilienmarkt.