Steigende Zinsen bremsen die Frühjahrssaison auf dem US-Immobilienmarkt

by Victoria Garcia
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U.S. Spring Housing Market Slows Amid High Rates

Das Frühjahr gilt traditionell als die geschäftigste Zeit auf dem US-Immobilienmarkt. Es ist die Jahreszeit, in der das Angebot an neuen Objekten sprunghaft ansteigt, Käufer wieder aktiv werden und die meisten Transaktionen stattfinden. Doch im Jahr 2025 ist alles anders: Der Markt zeigt sich ungewöhnlich träge. Der Hauptgrund dafür sind die weiterhin hohen Hypothekenzinsen, die sowohl die Nachfrage drücken als auch die Erschwinglichkeit von Wohneigentum massiv einschränken.

Verhaltener Start in die Frühjahrsaison

Normalerweise erwacht der Immobilienmarkt zwischen März und Mai zu neuem Leben. In diesem Zeitraum werden traditionell viele Immobilien gelistet und verkauft. Doch in diesem Jahr bleibt der erwartete Aufschwung aus. Das Transaktionsvolumen liegt deutlich unter den Erwartungen, und auch die Zahl neuer Inserate ist geringer als erhofft. Immobilienmakler berichten von zögerlichen Käufern – selbst in Regionen mit leicht gestiegenem Angebot.

Hypothekenzinsen auf hohem Niveau

Der wohl größte Bremsfaktor sind die anhaltend hohen Zinsen. Nach den Zinserhöhungen der Jahre 2022 und 2023 bewegen sich die durchschnittlichen Hypothekenzinsen für 30-jährige Darlehen im Frühjahr 2025 zwischen 6,6 % und 6,8 %. Im Vergleich zu den historisch niedrigen Raten während der Pandemie (teilweise unter 3 %) ist das ein massiver Anstieg.

Die Folge: Die monatlichen Raten sind stark gestiegen. Für ein durchschnittliches Haus mit einem Kaufpreis von rund 400.000 US-Dollar und 20 % Anzahlung liegen die Monatsraten inzwischen bei über 2.800 Dollar – ein Betrag, den viele Familien mit mittlerem Einkommen kaum stemmen können. Viele potenzielle Käufer verzichten deshalb vorerst auf den Erwerb einer Immobilie oder bleiben im Mietverhältnis.

Verkäufer halten sich zurück

Doch nicht nur Käufer sind zurückhaltend. Auch viele Eigentümer zögern, ihre Immobilie zu verkaufen – insbesondere, wenn sie in den letzten Jahren eine Finanzierung zu besonders niedrigen Zinsen abgeschlossen haben. Ein Verkauf würde bedeuten, einen neuen Kredit zu deutlich schlechteren Konditionen aufnehmen zu müssen. Dieses sogenannte „Rate Lock-In“-Phänomen führt dazu, dass zahlreiche potenzielle Verkaufsobjekte gar nicht erst auf den Markt kommen.

Trotz eines leichten Anstiegs bei den Neuzugängen bleibt das Gesamtangebot an verfügbaren Immobilien insbesondere im erschwinglichen Preissegment begrenzt.

Immobilienpreise: stabil, aber hoch

Trotz der verhaltenen Nachfrage bleiben die Immobilienpreise auf hohem Niveau. Landesweit liegt der Medianverkaufspreis derzeit zwischen 400.000 und 410.000 US-Dollar – ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr.

Regional sind jedoch unterschiedliche Tendenzen zu beobachten: In Städten wie Austin, Seattle oder Denver kam es zu leichten Preisrückgängen. In Metropolen wie New York, Los Angeles oder Miami hingegen steigen die Preise weiter – vor allem wegen des geringen Angebots und der konstanten Nachfrage in diesen begehrten Lagen.

Regionale Unterschiede im Fokus

Die Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt fallen je nach Region sehr unterschiedlich aus. In Kalifornien zum Beispiel, vor allem in Städten wie San Diego, bleiben die Preise extrem hoch. Die durchschnittlichen Immobilienpreise dort liegen bei über 790.000 US-Dollar – für viele schlicht unerschwinglich.

Auch im Nordosten – etwa in Boston oder Philadelphia – haben sich die Preisanstiege zwar verlangsamt, doch einen echten Rückgang gibt es nicht. In Philadelphia etwa müssen Käufer inzwischen ein Jahreseinkommen erzielen, das um rund 30.000 Dollar höher liegt als das, was für vergleichbare Mietobjekte notwendig wäre. Das Kaufinteresse sinkt entsprechend.

Im Süden der USA zeigt sich ein gemischtes Bild. Städte wie Dallas und Houston verzeichnen eine Stabilisierung oder leichte Rückgänge, während andere Märkte, etwa in Florida oder Georgia, noch immer wachsen.

Neubau mit gedämpften Erwartungen

Auch der Bausektor spürt die Auswirkungen des Marktumfelds. Zwar werden weiterhin neue Projekte gestartet, doch die Verkaufszahlen liegen unter den Erwartungen. Die gestiegenen Baukosten, die hohen Zinssätze und die Zurückhaltung der Käufer wirken hier deutlich dämpfend.

Trotzdem zeigen sich viele Bauträger vorsichtig optimistisch. Sie setzen vermehrt auf kleinere, effizientere Wohneinheiten und bieten Finanzierungspakete mit subventionierten Zinssätzen, flexiblen Anzahlungsmöglichkeiten und Bonusprogrammen. Besonders gefragt sind Reihenhäuser (Townhouses) sowie kompakte Einfamilienhäuser.

Mieten als Alternative zum Eigentum

Angesichts der hohen Finanzierungskosten bleibt für viele Amerikaner nur die Mietlösung. In manchen Märkten ist Mieten mittlerweile günstiger als Kaufen – ein Umstand, der lange Zeit undenkbar war.

Die Mietpreise haben sich 2025 insgesamt stabilisiert, bleiben in großen Städten jedoch hoch. In kleineren Städten und Vororten steigt die Nachfrage nach langfristigen Mietverträgen und Mietkaufmodellen. Vor allem Familien, die sich den Immobilienkauf derzeit nicht leisten können, wählen diese Zwischenlösung.

Vorsichtige Käufer

Die Einstellung der Käufer hat sich grundlegend geändert. Nach dem Boom der Pandemiejahre, in denen Häuser oft innerhalb von Tagen verkauft wurden, sind potenzielle Käufer heute deutlich zögerlicher. Viele hoffen auf sinkende Zinsen und fallende Preise im Laufe des Jahres und halten sich daher zurück.

Makler berichten vermehrt von geplatzten Finanzierungen oder Rücktritten von Kaufzusagen – selbst nach einer genehmigten Vorabfinanzierung. Gründe sind unter anderem steigende monatliche Belastungen, berufliche Unsicherheiten und fehlendes Vertrauen in den Markt. Banken reagieren ebenfalls mit strengeren Kreditvergaberichtlinien.

Ausblick: Was kommt als Nächstes?

Kurzfristig ist kaum mit einer markanten Wende zu rechnen. Die US-Notenbank hält an ihrer restriktiven Geldpolitik fest, um die Inflation zu bekämpfen – das bedeutet, dass auch Hypothekenzinsen hoch bleiben dürften.

Einige Marktbeobachter rechnen mit einer allmählichen Zinssenkung im Spätsommer oder Herbst, was den Markt beleben könnte. Doch viele Experten betonen, dass es mehr als nur niedrigere Zinsen braucht, um das Käufervertrauen zurückzugewinnen. Auch Verkäufer müssen bereit sein, ihre Preisvorstellungen anzupassen, und das Angebot muss insgesamt steigen.

Fazit

Das Frühjahr 2025 bringt keine Belebung des US-Immobilienmarktes – im Gegenteil: Hohe Zinsen und weiterhin hohe Immobilienpreise machen Wohneigentum für viele unerreichbar. Käufer zögern, Verkäufer warten ab, und Bauträger versuchen, sich anzupassen.

Ein nachhaltiger Aufschwung ist nur möglich, wenn mehrere Faktoren zusammenkommen: sinkende Finanzierungskosten, mehr Angebot und eine spürbare Rückkehr des Vertrauens in den Markt. Bis dahin bleibt der Immobilienmarkt in einer Phase der Stagnation – regional unterschiedlich, aber insgesamt unter Druck.

 

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